Flüchtlinge am Straßenrand

APA/dpa-Zentralbild/Sebastian Kahnert

Radiokolleg - Die Welt wächst zusammen

Migration als Chance und Bedrohung
(4). Gestaltung: Sonja Bettel

Globalisierung. Diesen Begriff machte der US-amerikanische Trendforscher John Naisbitt Anfang der 1980er Jahre mit seinem Buch "Megatrends" populär, in dem er beschrieb, wie die nationalen Wirtschaften in einen weltweiten Wettbewerb eintreten und wer ihn gewinnen wird. Wer später gegen den Abbau von Handelshemmnissen zu Lasten schwächerer Ökonomien und eine gerechtere Besteuerung von Unternehmensgewinnen eintrat, wurde später als "Globalisierungsgegner" bezeichnet, ja sogar beschimpft.

Eine grenzenlose Welt für Güter, Gewinne, Kommunikation und Daten wird als Ideal hingestellt, während gleichzeitig wieder Grenzbalken geschlossen und Mauern errichtet werden - aber nur für Menschen. Menschen dürfen sich in der Welt frei bewegen, solange sie eine Kreditkarte in der Tasche haben und nach ihrem Urlaub oder geschäftlichen Aufenthalt wieder nach Hause fahren. Wollen sie langfristig oder gar dauerhaft in einem anderen Land leben als in jenem, in dem sie geboren wurden, also migrieren, wird es schwierig. Dabei ist Migration dem Menschen immanent.

Menschen sind immer schon migriert, wenn sie sich anderswo bessere Lebensbedingungen erhofft haben oder in ihrer Heimat nicht mehr leben konnten. Sie sind mit ihren Weidetieren gewandert, für die Ausbildung, den Handel, saisonal oder dauerhaft für eine Arbeitsmöglichkeit, weil Herrscher neue Gebiete besiedeln wollten und deshalb Menschen dorthin gelockt haben, weil sie aus ihrer Heimat vertrieben wurden oder einfach, weil sie neugierig waren.

Sie haben ihre Sprache, ihre Fertigkeiten, ihre Ideen und ihr Wissen in ihre neue Lebensumgebung gebracht und von dort Wissen, Waren und Fertigkeiten zurück in ihre ursprüngliche Heimat. Migration kann eine Chance für die Migrierenden sein, für ihre zurückgebliebenen Familien und Dörfer und für die Gesellschaften an ihren Zielorten. Gleichzeitig wurde sie aber immer auch als Bedrohung erlebt. Das Fremde verunsichert - alle Seiten gleichermaßen, die Sesshaften aber meist mehr als die Übersiedelnden.

Und weil oft jene Menschen einer Gesellschaft migrieren, die besonders robust und flexibel sind, haben Menschen an den Zielorten Angst vor Konkurrenz. Eines ist jedoch klar: In Zeiten der Globalisierung von Waren, Informationen, Sprachen und Kulturen wächst die Menschheit zusammen - for better or for worse.

Service

Weblinks

Ellis Island
Gibril Faal
Monami Maulik
Andrea Götzelmann
Christoph Pinter
Lukas Gehrke
Jon Mathieu
Saskia Sassen
Philipp Blom
Migration sammeln
Peo Hansen
Gudrun Biffl
David Kipp
Aladin El-Mafaalani
Vedran Dzihiç
Rosebell Kagumire
Michael Fanizadeh
Kilian Kleinschmidt

FRA report hate crime


Bücher

Saskia Sassen: Guests and Aliens, The New Press 1999
Arif Akkiliç, Vida Bakondy u.a.: Schere Topf Papier. Objekte zur Migrationsgeschichte, Mandelbaum Verlag 2016
Kilian Kleinschmidt, Jenny Schuckhardt: Beyond Survival. Flucht Ankunft Zukunft. Kinder erzählen ihre Geschichte, Mair Dumont 2016
Jochen Oltmer: Globale Migration. Geschichte und Gegenwart, C.H.Beck 2016
Jon Mathieu: Die Alpen. Raum Kultur Geschichte, Philipp Reclam jun. 2015
Philipp Blom: Der taumelnde Kontinent. Europa 1900 - 1914, Deutscher Taschenbuch Verlag 2015
Katrin Triebswetter, Luna Al-Mousli u.a.: Wir sind hier, Mandelbaum Verlag 2015
Paul Collier: Exodus. Warum wir Einwanderung neu regeln müssen, Siedler Verlag 2014
Massimo Livi Bacci: Kurze Geschichte der Migration, Verlag Klaus Wagenbach 2015
Annette Treibel: Integriert Euch! Plädoyer für ein selbstbewusstes Einwanderungsland, Verlag Campus 2015
Mark Terkessidis: Interkultur, edition suhrkamp 2010
Forschungsgruppe "Staatsprojekt Europa" (Hg.): Kämpfe um Migrationspolitik. Theorie, Methode und Analysen kritischer Europaforschung, transcript 2014
Christoph Butterwegge, Gudrun Hentges (Hg.): Zuwanderung im Zeichen der Globalisierung. Migrations-, Integrations- und Minderheitenpolitik, Verlag für Sozialwissenschaften 2009

Sendereihe

Gestaltung

  • Sonja Bettel