Diesel - Warum Staat und Autoindustrie unsere Gesundheit gefährden dürfen

Moderne Verkehrskonzepte

Ab heute ist unsere Sendereihe immer donnerstags ab 16.06 Uhr zu hören. Anderer Sendeplatz - seit 27 Jahren dasselbe Anliegen: Ihre Gesundheit. Für diesen Anlass haben wir das derzeit "heißeste" Thema vorbereitet. Die Standards im Bereich von Umweltschutz und Prävention von Erkrankungen haben sich in den vergangenen 27 Jahren deutlich verbessert. Mit wohl nur einer einzigen, wirklich bedeutsamen Ausnahme, die die gesamte Bevölkerung - Jung und Alt - betrifft: Dieselmotoren und die Betrügereien der Autoindustrie - etwas verharmlosend auch als Manipulationen bei Abgastests bezeichnet. Dem wollen wir heute auf den Grund gehen.

Seit vielen Jahren ist gesichert, dass vor allem Stickoxid-Emissionen aus Dieselabgasen zu einer Verschlechterung bestehender Lungenerkrankungen wie COPD oder Asthma führen, zu einem Anstieg an Herz-Kreislauferkrankungen, bei Kindern zu einer Verlangsamung des Lungenwachstums und nicht zuletzt Lungenkrebs auslösen. Hinzu kommt, dass moderne Dieselmotoren im Vergleich zu älteren - obwohl diese unbestritten deutlich mehr Schadstoffe produzieren - kleinere Feinstaub-Partikel ausstoßen, die tiefer in die Lunge eindringen und dort Schäden verursachen können.

Dies ist selbstverständlich sowohl der Politik als auch den Autoherstellern bekannt. Dennoch hat sich in den letzten Jahren - genau genommen schon Jahrzehnten - in Hinblick auf die Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung nur wenig getan. Eigentlich ganz im Gegenteil: Diesel ist nach wie vor in Österreich steuerlich begünstigt. Für die Abgasgesetze ist alleine Brüssel zuständig. Jene europäischen Staaten, die eine bedeutsame Autoindustrie haben, sind auch die mit dem meisten Gewicht in der EU.

Und Verkehrskonzepte wie etwa Fahrverbote in Städten - siehe europäische Metropolen wie Paris - für ältere Dieselfahrzeuge sind offenbar hierzulande mit Rücksicht auf alle Lobbys rund ums Auto nicht wirklich konsensfähig.

Wie kann es sein, dass der Staat einen Treibstoff steuerlich begünstigt, der nachweislich Umwelt und Gesundheit der Bevölkerung stärker schädigt als Benzin?
Wie kann es sein, dass große Teile der Autoindustrie mit falschen Angaben betreffs Stickoxide, CO2 und anderen Emissionen arbeiten und damit zumindest in Europa ungeschoren davonkommen?

Bezeichnend für die Brisanz des Themas: Der Fachverband der Fahrzeugindustrie Österreichs hat unsere Einladung zu dieser Sendung nicht einmal beantwortet. Ein Schelm, der denkt, dass die schon wissen, warum sie einer offenen Diskussion ausweichen.
Diesmal widmet sich "Radiodoktor" Univ.-Prof. Dr. Manfred Götz der aktuell größten, "hausgemachten" Gesundheitsbedrohung, die allen Verantwortlichen völlig egal zu sein scheint.

Eine Sendung von Dr.in Michaela Steiner und Dr. Christoph Leprich.

Service

Dr. Helmut Hojesky - Leiter der Abteilung für Klimaschutz und Luftreinhaltung, Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
MMag. Bernhard Wiesinger - Leiter ÖAMTC Interessenvertretung
Assoc.-Prof. PD DI Dr. Hans-Peter Hutter - Department für Umwelthygiene und Umweltmedizin, Zentrum für Public Health, Medizinische Universität Wien
Univ.-Prof. Dr. Bernhard Geringer - Vorstand des Instituts für Fahrzeugantriebe und Automobiltechnik, Technische Universität Wien

ORF.at - Europas Städte nehmen Diesel ins Visier
Wirtschaftswoche - VW-Abgasaffäre: Was hinter dem "Clean-Diesel"-Betrug steckt
Die Zeit - Harnstoff kann das Schadstoffproblem der Dieselmotoren lösen
Umweltanwaltschaft in Österreich - Das Entfernen bzw. deaktivieren von Dieselpartikelfiltern muss ein Ende haben]
Die Zeit - Diesel: Verstaubte Technik
VCÖ - Gesundheitsgefahr Ultra-Feinstaub
FAZ - Wissenschaftler: Diesel eindeutig krebserregend
Der Spiegel - Schlechte Luft erhöht das Schlaganfall-Risiko
Naturschutz.ch - Norwegen plant Verbot für Diesel-und Benzinautos
Grüneautos.com - Keine Abgase mehr ab 2050: Deutschland ist der ZEV Allianz beigetreten]

Hermann Knoflacher, "Zurück zur Mobilität!: Anstöße zum Umdenken", Kindle Edition 2013

Wiebke Baum, "Umweltzonen und Feinstaubbelastung: Die Auswirkung von Umweltzonen auf die Gesundheit der Bevölkerung", Diplomica Verlag 2015

Jack Ewing, Sonja Schuhmacher, Bernhard Jendricke, "Wachstum über alles: Der VW-Skandal", Droemer HC (23. Mai 2017)

Sendereihe