Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

Eine paradoxe Allianz.
Österreich und die DDR.
Von Martin Haidinger

Am 10. November 1980 setzt eine Iljuschin-62-Maschine
auf dem Rollfeld des Flughafens Wien-Schwechat auf. Bald darauf erklingen die Nationalhymnen Österreichs und der DDR. Der Staatsratsvorsitzende und SED-Parteichef Erich Honecker hat seinen ersten offiziellen Staatsbesuch im westlichen Ausland begonnen - ein wichtiger Schritt aus der Isolation der kommunistischen Deutschen Demokratischen Republik.

Aber warum gerade nach Wien? Offiziell war die DDR diplomatisch für den Westen tabu, doch das neutrale Österreich hatte schon seit 1972 diskrete Wirtschaftskontakte angebahnt. Der politische Schachzug des österreichischen Bundeskanzlers Bruno Kreisky (SPÖ) verhieß 1980 angeblich gute Geschäfte: Österreich vergab erhebliche Kredite und erhielt dafür im Gegenzug Großaufträge für seine verstaatlichte Industrie. Dieses Geschäftsmodell half der maroden DDR, ihre Zahlungsfähigkeit zu erhalten.

Der Haken: Die DDR-Geschäfte wurden ein Hauptgrund für die schwere Krise der österreichischen Verstaatlichten Mitte der 1980er Jahre. Durch diese seltsame Wirtschaftspartnerschaft war außerdem Österreichs Haltung zur deutschen Einheit nicht ganz klar. - Ein neues Buch des österreichischen Historikers Maximilian Graf fördert bislang unbekannte Details von Politik und Wirtschaft im Schatten der deutschen Teilung zutage.

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