Gedanken für den Tag

Barbara Denschers armenische Impressionen

von Barbara Denscher, Kulturwissenschafterin und Publizistin. "Nur Tee gibt es nicht". Eine Sendung im Rahmen des Ö1-Schwerpunkts "Nebenan. Erkundungen in Europas Nachbarschaft". - Gestaltung: Alexandra Mantler

Armenien wird oft "Land der Steine" genannt, denn hohe Berge und zahllose schroffe Felsformationen bestimmen weithin das Landschaftsbild. In einer von typisch armenischer Selbstironie geprägten Geschichte heißt es dazu, dass einst, als die Regionen der Welt unter den Völkern verteilt wurden, die Armenier den dafür vereinbarten Termin verpasst hätten - weil sie nämlich gerade ein Fest feierten. Und so sei für sie eben nur die steinige Gegend im Kaukasus übriggeblieben.

Es gibt aber auch eine etwas andere Version dieser Geschichte: Die Armenier seien nicht zu spät gekommen, sondern hätten das Land freiwillig übernommen, mit der stolzen Versicherung, dass sie auch aus Steinen etwas machen könnten. Tatsächlich, angesichts der kargen Gebirgslandschaft ist es erstaunlich, wie groß das Angebot von Obst, Gemüse und Blumen auf den Märkten ist. Seit Urzeiten wird Weinbau betrieben, und die internationale botanische Bezeichnung der Marille lautet nicht zufällig "Prunus armeniaca", denn Armenien gilt als Urheimat des Aprikosenbaumes.

Seit jeher ist das Leben in diesem Land, das arm an natürlichen Ressourcen ist und stets vielfältigen Bedrohungen ausgesetzt war, überaus schwierig. Doch die harten - steinharten - Bedingungen führten auch dazu, dass Bildung und geistige Werte einen besonders hohen Stellenwert haben.

Ein beeindruckendes künstlerisches Beispiel für den Willen, auch aus Steinen Wertvolles zu schaffen, sind die berühmten armenischen Kreuzsteine, die so genannten "Chatschkare". Es sind ein bis zwei Meter hohe Steinblöcke mit kunstvoll eingemeißelten Kreuzen. Im ganzen Land - an den Mauern der vielen Kirchen und Klöster, auf Friedhöfen oder einfach irgendwo, am Wegesrand - findet man Tausende dieser Monolithe. Typisch ist das reiche Dekor, in dem sich die vielfältigsten Motive finden: Tiere, Blumen, Weintrauben, Granatäpfel, Sonnen und vieles mehr. Kein Chatschkar gleicht dem anderen, gemeinsam ist ihnen allen jedoch, dass hier das Kreuz nicht Symbol des Todes ist, sondern zum Lebensbaum wird.

Service

Barbara Denscher, "Im Schatten des Ararat. Reportage Armenien", Picus Verlag

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Urheber/Urheberin: Djivan Gasparyan & Ensemble
Titel: Armenian Romances: Housher
Ausführender/Ausführende: Djivan Gasparyan & Ensemble
Länge: 02:00 min
Label: Network Medien GmbH LC 6759

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