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Radiogeschichten

Das Fenster zum Sommer

Literarisches Österreich: Steiermark. "Das Fenster zum Sommer". Von Hannelore Valencak. Es liest Silvia Meisterle. Gestaltung: Edith-Ulla Gasser und Marina Ninic

"Am Morgen jenes sonderbaren Tages erwachte ich mit dem Gefühl, es müsse Winter sein". Ursula, die Protagonistin in Hannelore Valencaks Roman, erwacht in ihrer eigenen tristen Vergangenheit. Sie bemüht sich lange, wieder den Anschluss an ihr glückliches späteres Leben zu finden. Schlüssel dazu soll die erste Begegnung mit ihrem Mann sein, dem neuerlich zu begegnen Ursulas zentrales Ziel ist. Aber während sie alle anderen Ereignisse vorauszusagen weiß- denn sie hat den Zeitabschnitt ja bereits einmal durchlebt - kann sie ihr Leben nicht wieder zu jener Kreuzung lenken, an der für sie alles gut zu werden begann.

Hannelore Valencak, geboren 1929 im steirischen Donawitz bei Leoben und gestorben 2004 in Wien, gehört mit Ilse Aichinger, Hertha Kräftner, Ingeborg Bachmann und Marlen Haushofer zu jenen Autorinnen, die die österreichische Nachkriegsliteratur prägten, deren jeweilige Rezeption aber später sehr verschieden verlief. Hannelore Valencaks "Fenster zum Sommer", 1967 unter dem Titel "Zuflucht hinter der Zeit" erstmals erschienen, gilt heute als Schlüsselwerk der österreichischen Frauenliteratur.

Das Buch sei "ein Plädoyer gegen die kleinbürgerliche Genügsamkeit", schreibt die Wiener Literaturwissenschaftlerin Daniela Strigl, "gegen das Arrangement mit der Welt und den Kotau vor dem Schicklichen". Vor allem aber demonstriere der Roman "die entsetzliche Gewalt der Zeit, unser ständiges Eingespanntsein in ein Jetzt und Hier".

"Das Fenster zum Sommer" wurde 2011 unter demselben Titel mit Nina Hoss in der Hauptrolle verfilmt, die Handlung des Films weicht aber in wesentlichen Punkten von der Romanvorlage ab.

Service

Aus: Hannelore Valencak, "Das Fenster zum Sommer", Residenz Verlag 2011

Sendereihe

Gestaltung

  • Edith-Ulla Gasser