Frau hält Stück Fleisch in der Hand

ORF/MATTHIAS DÄUBLE

Punkt eins

Tiere töten, Tiere essen

Zur Kulturgeschichte des Schlachtens und des Fleischverzehrs.
Gäste: Dr. Lukasz Nieradzik, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Assistent am Institut für Europäische Ethnologie der Universität Wien & Mag. Alexandra Rabensteiner, Absolventin am Institut für Europäische Ethnologie der Universität Wien.
Moderation: Andreas Obrecht.
Anrufe kostenlos aus ganz Österreich unter 0800 22 69 79

Im Jahre 1850 wurden in Wien 30 Millionen Kilo Fleisch verzehrt, 1910 war die Reichshaupt- und Residenzstadt mit rund zwei Millionen Einwohnern zur viertgrößten Metropole der Welt angewachsen und auch der Fleischkonsum hatte sich auf 175 Millionen Kilo pro Jahr gesteigert.

Der Kulturwissenschaftler Lukasz Nieradzik beschreibt in seinem Buch "Der Wiener Schlachthof St. Marx. Transformation einer Arbeitswelt zwischen 1851 und 1914" die damals entstehenden Schlachthäuser als urbane Phänomene der Moderne, exemplarisch für die Rationalisierung komplexer Arbeitsvorgänge und für die Industrialisierung der Nahrungsmittelproduktion.

Die Europäische Ethnologin Alexandra Rabensteiner hat sich mit der medialen Inszenierung des gegenwärtigen Fleischkonsums auseinander gesetzt - und ist dabei der Verbindung zwischen Männlichkeitsstereotypien und dem "richtigen" Umgang mit Fleisch auf die Spur gekommen: Dem "falschen", billigen, massentauglichen Fleischkonsum wird der elitäre Fleischgenuss gegenübergestellt, der untrennbar mit Virilität, körperlicher Stärke und Fitness verbunden scheint.

In dieser Ausgabe von Punkt eins, in der Alexandra Rabensteiner und Lukasz Nieradzik zu Gast bei Andreas Obrecht sind, werden Fragen rund um das Schlachten und den Fleischverzehr aus kulturwissenschaftlicher Perspektive diskutiert:

Warum, bei wem und für wen entstand eigentlich die Vorstellung, dass das Töten und Essen von Tieren problematisch, mitunter verwerflich sein kann? Warum kam es zur gedanklichen Trennung zwischen "schmutzigem Tier" und "sauberem Fleisch"? Welche Auswirkungen hatte das Errichten von Schlachthöfen auf die Arbeitswelt des Fleischerhandwerks? Aus welchen Motiven speist sich der immer beliebter werdende Vegetarismus? Und was sagen dieser Diskurs und die vergangene und gegenwärtige Praxis des Schlachtens und des Fleischverzehrs über das grundlegende Verhältnis zwischen Mensch und Tier aus?


Wie immer freut sich die Punkt eins Redaktion über Ihre Teilnahme und über Diskussionsbeiträge: Per Mail an punkteins@orf.at sowie unter der bekannten Telefonnummer 0800 22 69 79 während der Sendung - wie immer kostenlos aus ganz Österreich.

Service

Aktuelle Bücher:

Lukasz Nieradzik: Der Wiener Schlachthof Dt. Marx. Transformation einer Arbeitswelt zwischen 1851 und 1914. Böhlau Verlag Wien, Köln, Weimar. 2017

Lukasz Nieradzik/Brigitta Schmidt-Lauber (Hg.): Tiere nutzen. Ökonomien tierischer Produktion in der Moderne. Studienverlag Innsbruck, Wien, Bozen. 2016

Sendereihe

Gestaltung

  • Andreas Obrecht

Playlist

Urheber/Urheberin: Johann Sebastian Bach
Titel: Goldberg Variations, BWV 988 - Var. 1
tw. unterlegt
Ausführender/Ausführende: Murray Perahia
Länge: 01:50 min

Urheber/Urheberin: Johann Sebastian Bach
Titel: Goldberg Variations, BWV 988 - Var. 8
tw. unterlegt
Ausführender/Ausführende: Murray Perahia
Länge: 01:51 min

Urheber/Urheberin: Johann Sebastian Bach
Titel: Goldberg Variations, BWV 988 - Var. 10. Fughetta
Ausführender/Ausführende: Murray Perahia
Länge: 01:33 min

Urheber/Urheberin: Johann Sebastian Bach
Titel: Goldberg Variations, BWV 988 - Aria Da Capo (1)
Musik tw. unterlegt
Ausführender/Ausführende: Murray Perahia
Länge: 02:12 min

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