AP/EDWARD A. ROGERS
Dimensionen
Tödliches Fieber 1918
Die Welt im Griff der Spanischen Grippe
Von Sabrina Adlbrecht
29. Jänner 2018, 19:05
Vor einhundert Jahren, im letzten Kriegsjahr 1918, wurde buchstäblich die ganze Welt von einer bisher unbekannten Infektionskrankheit befallen: Innerhalb von nur zwei Jahren tötete die Spanische Grippe geschätzte 50 Millionen Menschen - ein Vielfaches der Weltkriegstoten und nur zu vergleichen mit der großen Pest mehr als 500 Jahre zuvor, die ein Drittel der Bevölkerung Europas ausgelöscht hatte.
Unter den Toten waren auch viele Prominente wie der Maler Egon Schiele und seine Frau, Sigmund Freuds Tochter Sophie und der Soziologe Max Weber. - Ihren Ursprung hatte die Seuche vermutlich in den USA und nicht in Spanien, doch kamen die ersten Berichte darüber aus diesem Land. Die aktiv kriegführenden Mächte hingegen versuchten, Informationen über die kursierende Grippewelle möglichst lange zurückzuhalten.
Dass tatsächlich Influenza-Viren die Verursacher waren, wurde allerdings erst wesentlich später nachgewiesen. Über die Ursache und den aggressiven Verlauf der Spanischen Grippe, die vor allem junge Menschen dahinraffte, haben Wissenschafter jahrzehntelang gerätselt. Heute weiß man darüber viel mehr. Die Viren-Struktur wurde anhand alter Gewebeproben jedoch erst Ende der 1990er Jahre entschlüsselt; und es hat sich herausgestellt, dass die katastrophale Pandemie eine regelrechte "Viren-Dynastie" begründet hat. Erst in Ansätzen erforscht ist, welche Auswirkungen die Spanische Grippe auf Gesellschaft, Politik und Kultur hatte.
Service
Harald Salfellner: Die Spanische Grippe. Eine Geschichte der Pandemie von 1918. Vitalis-Verlag, 2018. ISBN 978-3-89919-510-1
Laura Spinney: 1918 - Die Welt im Fieber. Wie die Spanische Grippe die Gesellschaft veränderte. Aus dem Englischen von Sabine Hübner. Hanser-Verlag, 2018. ISBN-13: 9783446258488
Wilfried Witte: Tollkirschen und Quarantäne. Die Geschichte der Spanischen Grippe. Wagenbach-Verlag, Berlin 2010. ISBN 978-3-8031-3633-7
