AP/KHALID MOHAMMED
Dimensionen
Wissen für die Ewigkeit
Ein Weltarchiv aus Ton
Von Marlene Nowotny
30. Jänner 2018, 19:05
Die Angst vor digitaler Verwesung treibt Martin Kunze und sein Projekt "Memory of Mankind" an. Denn von den unzähligen Daten, die wir täglich produzieren, wird seiner Ansicht nach nichts bleiben. Festplatten werden mit der Zeit unlesbar, die Cloud kann sich innerhalb kürzester Zeit in Luft auflösen. Ein Material, das auch tausende von Jahren bestehen könnte, ist Ton.
Denn Tontafeln haben sich Trägermaterial von Informationen bewährt. Die Kultur der Sumerer ist untergangen, ihre Keilschrift ist aber noch nach 5.000 Jahren lesbar. Ähnliches erhofft sich Martin Kunze, selbst Keramikkünstler, von seinem Archiv aus Ton, das er tief im Salzberg von Hallstatt einrichtet. Was dort als "Wissen" gesammelt wird, obliegt nicht dem Archivar.
Museen bilden ihr wichtigsten Exponate auf den glasierten Kacheln ab, Wissenschafter ihre Doktorarbeit, Hochzeitspaare den schönsten Tag ihres Lebens. Akademischer Kanon und kulturelles Erbe gemischt mit Privatem und Trivialem - jeder kann einsenden, was seiner Meinung nach überdauern soll. In Tausenden Jahren soll das Archiv ein möglichst vielschichtiges Bild der Menschheit abgegeben - sofern es jemals gefunden wird.