Ausschnitt des Buchumschlags, Herzförmiger Geldschein

BRANDSTÄTTER VERLAG

Leporello

Die Welt als Warenumschlagplatz

Robert Misik: Liebe in Zeiten des Kapitalismus

Liebe ist vermarktbar wie jedes andere Gut auf dem online-Warenumschlagplatz. Dieser nüchternen Auffassung ist Robert Misik, Journalist, Schriftsteller und feinsinniger Beobachter der Phänomene unserer Zeit. Einschlägige Internetplattformen versprechen amouröse Abenteuer ebenso wie Lebensabschnittspartner oder dauerhaftes Glück - und funktionieren dabei wie Märkte. Mit Angebot, Nachfrage und Rückgaberecht.

"Liebe in Zeiten des Kapitalismus" heißt das neue Buch von Robert Misik. Kommenden Montag wird der Band aus dem Brandstätter Verlag bei Thalia in Wien Mitte präsentiert. Autor Misik fragt, ob unsere Gefühle überhaupt noch Herzens-Angelegenheit sind, oder ob sie nicht längst schon von kühlen Berechnungen gelenkt werden. Von erfolgreichen Zeitgenossen etwa wird erwartet, so Misik, dass sie auch eine gelungene "sexuelle Performance" liefern, wie die Diktion lautet. Der entsprechende Partner dafür kann dank Internet aus einem riesigen Pool ausgewählt werden. Doch wie will man den Richtigen finden, wenn man nicht einmal imstande ist, sich ein Bild von ihm selbst zu machen? Die Bilderwelt, in der wir leben, so Misik, entstammt eher Hollywood denn unserer eigenen Innenwelt.
Robert Misik hat sein Buch nach 33 Begriffen eingeteilt, Liebe ist nur einer davon. Wichtig sei es, so der Autor, Themen und Probleme zuerst einmal zu benennen. Erst dann können sie auch wirklich verstanden werden.
Neben der Liebe ist die Angst ein Begriff, den Misk in seinem Buch eingehend beleuchtet. Dazu kommen etwa der Verdruss, die Spießigkeit, die Expertengläubigkeit u.v.a.

Robert Misik zeichnet mit seinem Buch "Liebe in Zeiten des Kapitalismus" ein Panorama unserer Zeit und unserer geistigen Situation. Zu Rate zieht er in seinen Überlegungen Denker wie die Soziologin Eva Illouz sowie deren Kollegen Heinz Bude und Hartmut Rosa; weiters den Philosophen Isiah Berlin, bis hin zu den Altvorderen John Maynard Keynes und Karl Marx. Mag die Liebe vom Kapitalismus bereits vergiftet sein, so Robert Misik, ein machtvolles Instrument des Widerstands bleibt uns erhalten: eigenständiges Denken und Handeln.- Gestaltung: Christa Eder

Service

Brandstätter Verlag
Liebe in Zeiten des Kapitalismus
Präsentation am Montag,19. Februar, 19 Uhr
Thalia Wien Mitte, Landstraßer Hauptstraße 2a/2b, 1030 Wien

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