DPA/PATRICK PLEUL
Gedanken für den Tag
Gerhard Langer über Ostern und Pessach
"Von Freiheit, Tod und Auferstehung". Mit Ostern verbindet sich eine dunkle vorurteilsbehaftete Geschichte des Antijudaismus - aber auch die jüdische antichristliche Polemik ging mit dem Tod Jesu nicht zimperlich um. Gedanken darüber macht sich Gerhard Langer, katholischer Theologe und Judaist. - Gestaltung: Alexandra Mantler
28. März 2018, 06:56
Wenn Christinnen und Christen das Osterfest feiern, so spüren sie eine Woche lang der Passion, dem Leiden und Sterben, und danach der Auferstehung Jesu nach. Fasten, Speisenauswahl und Liturgie, alltägliche Verrichtungen im Haus, darunter auch der Osterputz oder das österliche Nest mit den Eiern und Geschenken sind Teil eines Rituals, das zwar heute vielfach ins Säkulare gewandelt ist, aber in sich den Kern einer Erinnerungsfeier trägt.
Dies ist noch stärker am jüdischen Pessach spürbar, gerade am Sederabend, wo bestimmte Speisen an die Zeit in Ägypten erinnern und sich im Laufe der Zeit auch der Brauch herausgebildet hat, aus einem eigenen Büchlein, der so genannten Haggada, zu lesen. Sie existiert je nach Kongregation in verschiedenen Varianten und es gibt die unterschiedlichsten Ausgaben, von ganz klein und handlich bis überaus aufwändig und reichlich bebildert und verziert. In ihrem Text wird die Erinnerung an Verfolgung und Rettung präsent. Zentral ist dabei der Gedanke, dass sich, wie es heißt "in jeder Generation der Mensch betrachten soll, als sei er selbst aus Ägypten ausgezogen. . Nicht alleine unsere Väter hat der Heilige, gesegnet ist Er, erlöst, auch uns hat Er mit ihnen zusammen erlöst."
Ich erinnere mich gut daran, dass während meines Studiums ein Kollege den Professor fragte, ob "wir beim Auszug aus Ägypten schon Pferde hatten". Dieses Wir, mit dem er mühelos Jahrtausende übersprang, ist das Geheimnis von Zugehörigkeit, die sich an Pessach besonderen Raum schenkt. Aber in dem Hinweis auf Rettung in allen Zeiten drückt sich auch eine Hoffnung und ein Appell an Gott aus, nicht selten gegen die reale Erfahrung. So heißt es in der Haggada: "Nicht einer allein ist aufgestanden, um uns zu vernichten, sondern in jeder Generation steht man gegen uns auf, um uns zu vernichten. Doch der Heilige, gesegnet ist Er, rettet uns aus ihrer Hand." Und darum lässt sich das Geheimnis von Pessach in wenigen Sätzen formulieren, wie es etwa einer meiner Studierenden vor kurzem während einer Lehrveranstaltung getan hat: Was ist der Inhalt von Pessach? Ganz einfach: Sie haben versucht uns zu vernichten, wir wurden gerettet, lasst uns essen! Kürzer kann man es wohl nicht auf den Punkt bringen.
Service
Kostenfreie Podcasts:
Gedanken für den Tag - XML
Gedanken für den Tag - iTunes
Sendereihe
Gestaltung
Playlist
Komponist/Komponistin: Felix Mendelssohn Bartholdy/1809 - 1847
Titel: Symphonie Nr.2 in B-Dur op.52 - Symphonie Kantate
* Allegretto un poco agitato (00:07:00)
Populartitel: Lobgesang
Orchester: London Symphony Orchestra
Leitung: Claudio Abbado
Solist/Solistin: Elizabeth Connell /Sopran
Solist/Solistin: Karita Mattila /Sopran
Solist/Solistin: Hans Peter Blochwitz /Tenor
Chor: London Symphony Chorus
Choreinstudierung: John Alley
Länge: 02:00 min
Label: DG 4153532