DPA/JULIAN STRATENSCHULTE
Radiokolleg - Leben mit der Vergesslichkeit
Demenz als Herausforderung (1). Gestaltung: Margarethe Engelhardt-Krajanek
14. Mai 2018, 09:30
Sie wiederholt den Satz, weil sie vergessen hat, dass sie den Gedanken schon ausgesprochen hat. Er hortet Lebensmittel, weil er vergessen hat, dass sein Kühlschrank bereits voll ist. Das Gesicht der Tochter, des Sohnes, eines lieben Freundes lässt sich nicht erinnern. Menschen, die an einer Demenz erkranken, verlieren zunehmend ihre kognitiven Fähigkeiten.
Was im präfrontalen Kortex gespeichert war, ist nicht mehr zugänglich. Was bleibt sind die frühen, emotionalen Erfahrungen, die ein Mensch gemacht hat: wie er als Baby gewickelt, berührt, liebkost oder bestraft wurde. Ob er Hunger gelitten hat oder satt war. Diese Erfahrungen prägen unmittelbar die Kommunikation mit dem Hier und Jetzt.
Für Angehörige und Pflegende wird das zur Herausforderung. Denn diese Gefühle können demenzkranke Patienten nicht sprachlich kommunizieren. Sie drücken Angst, Unwillen und Aggression durch ihr Verhalten aus, drehen den Kopf weg, schlagen um sich, schreien und klagen. Ärzte und Pflegende suchen nach neuen Strategien der Behandlung.
So genannte Pflegeberater analysieren die Pflegedokumentationen nach Hinweisen, wo die Bedürfnisse der Patienten liegen und wie sie befriedigt werden können. Individuell zeichnen sich hier erste Erfolge ab. Diese Methode ist aber personalintensiv und zeitaufwendig. Bei einer wachsenden Zahl an demenzkranken Patienten stehen Pflegeorganisationen nun vor der Aufgabe, diese Erkenntnisse auch zu berücksichtigen.
Service
Gerald Gatterer, "Multiprofessionelle Pflegebetreuung" Springer Verlag 2007
Gerald Gatterer, "Leben mit Demenz. Praxisbezogener Ratgeber für Pflege und Betreuung." Springer Verlag 2004
Gerontopsychiatrisches Zentrum Wien
Pflegeberatung
Therapiezentrum Ybbs
Universitätsklinik für Geriatrie Salzburg
FH Wiener Neustadt: Ergotherapie
Österreichische Gesellschaft für Geriatrie und Gerontologie
Gemeinsam gut entscheiden