Herbert Maurer über George Hintljan und das Übersetzen

10. Juni 2018, 21:40

"Ich bin kein Diaspora-Armenier, ich kann in Jerusalem frei und ungestört leben." Das sagt George Hintlian, geboren 1945, Sohn armenischer Flüchtlinge, die sich 1933 in Palästina kennen gelernt haben. Der Soziologe und Historiker Hintljan hat an der American University in Beirut studiert und beherrscht sechs Sprachen in Wort und Schrift: außer Armenisch auch Arabisch, Englisch, Französisch, Hebräisch und Türkisch. "Wir Armenier sind die Bewahrer der alten türkischen Kultur, ungefähr so wie die deutschen Juden, die ihre deutsche Kultur ins Exil mitgenommen und gepflegt haben." Hintljan ist ein "Dragoman", das ist ein Dolmetscher und gebildeter Reiseführer zwischen den Kulturen. "Dragoman" nennt deshalb der österreichische Autor Herbert Maurer seinen Text über den Freund und Übersetzerkollegen Hintljan, und versucht gedankliche Brücken zu schlagen zwischen den historischen und den gegenwärtigen Flüchtlingsbewegungen, sowie zwischen dem Alltag in Jerusalem und der alle Gegensätze überwindenden Kraft des Humors.

"Und Gott spricht Armenisch", "Byron schwimmt und ertrinkt in seinem Zimmer" oder "Gnädige Frau Oder die Kunst des Tiefschlafs" sind nur einige der bis jetzt erschienenen Prosabände des 1965 geborenen Autors Herbert Maurer, der in Wien unter anderem als Übersetzer aus dem Italienischen, Armenischen und Altgriechischen lebt. Im Herbst 2018 erscheint ein neues Buch Herbert Maurers: "Was von uns bleibt". In diesen "Lebensweisheiten vom Grabesrand" verarbeitet Maurer seine Erfahrungen als Grabredner auf Wiener und niederösterreichischen Friedhöfen. "Kulturen zu übersetzen bedeutet Menschen zu übersetzen, sie von einem Ufer zum anderen zu tragen", heißt es in dem neuen Buch, und: "Übersetzen bedeutet auch: übersetzen, vom Leben in den Tod und zurück: vom Tod ins Leben." (Verlag "edition a", erhältlich ab Oktober in den Buchhandlungen.)

Service

Herbert Maurer, "Dragoman - jede Sprache ist ein Mensch", Manuskript, 2018

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