Netzwerkkabel

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Radiokolleg

Radiokolleg - Was wurde aus dem Internet?

Vom freien Netzwerk zum kontrollierten Massenmarkt (4). Gestaltung: Marianne Unterluggauer

"Ist das Internet noch zu retten?" fragten sich die Hüter der Internet-Protokolle und Netzwerke im März dieses Jahres auf einer ihrer Zusammenkünfte. Nur, was will man eigentlich retten? Timesharing? Teleprocessing? In den 1960er Jahren ging es den Wissenschaftlern und Ingenieuren um das Teilen: Zuerst Prozessorleistung, dann Speicherplatz, den Drucker und irgendwann auch Informationen.

Denn, Menschen und ihre Kommunikationsbedürfnisse zu befriedigen, das stand auch am Anfang nicht an erster Stelle. Zwei Jahrzehnte lang war man im Labor mit dem Aufbau der neuen Kommunikationswerkzeuge beschäftigt, bis in den 1990er Jahren auch die breite Öffentlichkeit vom Internet erfuhr. Dank eines kleinen Teams rund um Tim Berners Lee und deren Erfindung, das WorldWideWeb.

Alles mit allen zu vernetzen, grenzenloser Informationsfluss, das trieb die Entwicklungen voran. Eine Voraussetzung dafür war die Verkleinerung des Computers, schreibt der amerikanische Computerwissenschaftler Mark Weiser 1991. "Unsichtbar und unbemerkt" sollten Computer und Sensoren in Zukunft Informationen in das entfernteste Eck liefern können.

Die so informierte Gesellschaft beklagte als bald einen "information overload". Wer soll das alles lesen? - lautete eine Frage der 90er Jahre. "Maschinen!", so die knappe Antwort heute. Über die Auswirkungen dieser Entwicklung wird noch diskutiert. Auch in Hinblick auf die veränderte Bedeutung des Wortes "sozial", in einer Welt der Maschinen, in der jedes Bit ein Gewinn ist.

Stellte man sich in den 1990er Jahren noch die Frage nach der Schnittstelle zwischen Mensch/Maschine, die Gestaltung der Oberflächen und die Form der Online-Kommunikation, so reduziert sich heute das online Verhalten vieler Konsumenten auf die uralte Formel: "Daumen rauf, Daumen runter". Klick und Wisch. Bewertet und vergessen?

Vor nicht allzu langer Zeit sah man die Entwicklungen im Internet noch als Jahrhundertchance. "Das schöne, neue Internet", hieß es noch 1995. Auch in Österreich. Ein paar Jahre später drehten hier die Internetprovider kurzerhand für ein paar Stunden das Netzwerk ab. Aus Protest gegen die verfehlte Politik der Regierung Kriminalität im Internet zu bekämpfen. "Don't be evil", meinte Ende der 90er Jahre Google und reformierte die Art der Informationsfindung im Netz.

Aus Google wurde Alphabet, und aus Suchmaschinen ein Auktionshaus für Buchstaben. Vom einstigen Traum des Endes vom "Gatekeeper" und der Kommunikationsmonopolisten blieben die amerikanischen "Big Five" übrig. War es das? War es das je? Diesen Fragen geht Mariann Unterluggauer in ihrer Radiokollegserie "Was wurde aus dem Internet?" nach.

Service

Ronda Hauben, "The Amateur Computerist", Celebrating the 25th Anniversary of TCP/IP, Vol 10.1, Spring/Summer 2000

Reichs-Gesetz und Regierungsblatt für das Kaiserthum Österreich, Nummer 253-497, Staatsvertrag zwischen Österreich, Preußen, Bayern und Sachsen vom 25. Juli 1850

Entwurf einer legislativen Entschließung des europäischen Parlaments zu dem Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates über
das Urheberrecht im digitalen Binnenmarkt

Geoff Huston, The death of Transit and beyond

John Perry Barlow, A Declaration of the Independence of Cyberspace, 1996

CPSR - Computer Professionals for Social Responsibility

Mark Weiser, The Computer for the 21st century, 1991

Yoni van den Eede, Gert Goeminne, Marc Van den Bossche:
The Art of Living with Technology: Turning Over Philosophy of Technology's Empirical Turn, Introduction, Springer Verlag,

Der Datendandy von der Agentur Bilwet, nadir 1998

Geert Lovink, Ned Rossiter, Organization after Social Media

Sendereihe

Gestaltung

  • Marianne Unterluggauer