AP/JENS MEYER
Radiokolleg - Der vernetzte Mensch
Codes und Communities (2). Gestaltung: Sarah Kriesche
14. August 2018, 09:05
Zwischen Gemeinschaft und Gesellschaft ist der Mensch sowohl Individuum, als auch Teil des sozialen Lebens. Ob Sprache, Mimik, Gestik oder Schrift, im Laufe der menschlichen Evolution wurden die Codes, mit denen wir kommunizieren, immer nuancierter, die Gesellschaftsformen immer komplexer.
Wie schon die Erfindung der Schrift stellt die Digitalisierung, insbesondere "soziale Netzwerke" wie Facebook, Twitter, Instagram oder Snapchat, einen einschneidenden Punkt in der Menschheitsentwicklung dar: Wir kommunizieren anders, schließen anders Freundschaften und streiten anders. Ein "Digitales Ich", das wir in sozialen Netzwerken erschaffen, steht oftmals optimiert und konkurrierend zum "Analogen Ich".
Die neuen Möglichkeiten des sozialen Miteinanders scheinen oft Überschattet von Schlagworten wie "Hate speech" oder "shitstorms", in welcher die dunklen Eigenschaften des Menschseins unkontrolliert auszubrechen scheinen. Mit Konsequenzen, die sich schon längst auch im Analogen niederschlagen.
Das Ö1 Radiokolleg begibt sich auf eine Reise zu den Ursprüngen des sozialen Miteinanders des homo sapiens. Welche Erfolgsstrategien haben sich bewährt, wie haben sie sich im Laufe der Geschichte verändert und wie verändern soziale Netzwerke unser globales Miteinander? Welche sozialen Herausforderungen ergeben sich durch neue Kommunikationsformen?
Kann ein Smiley tatsächlich ein Lächeln ersetzen, bedeutet das Bild eines Herzes bereits Liebe und inwieweit kann die menschliche Interpretationsfähigkeit den nonverbalen digitalen Nuancen gerecht werden? Denn nicht alles, was in einem Chat geschrieben steht, muss immer so gemeint sein. Beim Blick hinter die Kulissen boomt das Geschäft rund um unsere Kommunikation.
Für die Betreiber-Unternehmen wie Facebook ist die technologisierte Form unserer Kommunikation, unsere Emotionen, Gedanken und Diskurse das Benzin, mit dem ihr Geschäftsmodell betrieben wird. Sie verfügen nicht nur über eine Daten-Hoheit, sondern auch über die Macht, Diskurse zu lenken, beziehungsweise die moralischen Richtlinien vorzugeben, unter denen Teilnehmerinnen und Teilnehmer partizipieren können.
Zwischen selbstauferlegter ethischer Verantwortung und einem Wirtschaftsmodell, welches auf usergenerierten Daten basiert, ergibt sich zwangsläufig ein Zwiespalt, dessen gesamtgesellschaftliche Konsequenzen noch nicht im vollen Maße absehbar scheinen. Das Ökonomisieren der Privatsphäre wirkt sich auch auf die Art und Weise aus, was und wie wir miteinander kommunizieren: Zwischen Utopien des weltweiten konstruktiven Diskurses und Dystopien, in welcher Propaganda Wahrnehmungen beeinflussen soll, entwickelt der Mensch neue Strategien der Kommunikation und des sozialen Miteinanders, dessen Ausgang für Demokratie und Gesellschaft derzeit kaum abschätzbar scheinen.
Service
Literatur:
Martin Baltes und Rainer Höltschl, absolute Marshall McLuhan, orange press
Robert Misik, Liebe in Zeiten des Kapitalismus, Brandstätter Verlag
Edmont Rostand, Cyrano de Bergerac; Reclam - Verlag
Tobias Schlicht, Soziale Kognition, Junius
Viktor E.Frankl, Der Wille zum Sinn, hogrefe
Peter R. Wellhöfer, Gruppendynamik und soziales Lernen, UTB
Alfred Schütz, der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt, Suhrkamp
Manuela Naveau, Crowd and Art, transcript Verlag
Noam Chomsky, was für Lebewesen sind wir?, Suhrkamp
Links:
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