Die Diva der Wüste

28. August 2018, 17:30

Eine Erinnerung an die am 19. August verstorbene Sängerin Khaira Arby, die man in Mali als "Nachtigall von Timbuktu" und "Diva of the Desert" verehrte, sowie ein Rückblick auf Europas Sommerfestivals.

Khaira Arby hat mit ihrer rauen Stimme die große Bandbreite an lokalen Sprachen und Rhythmen Malis mit Frunk, Reggae und Blues vereint. Man könnte sagen: Sie verband den Desert Blues der Sahara mit den Funk-Rhythmen des Südens.

Mali, eines der ärmsten Länder Afrikas, kommt nicht zur Ruhe. Militärputsch 2012, ein Rebellenaufstand und französischen Militärintervention, das alles sorgte für eine erhöhte Krisenanfälligkeit. Im Norden wird weiter mit französischer Hilfe gegen Terrormilizen gekämpft.

Mali bleibt nichts erspart, es gibt Selbstmordattentate und Anschläge auf Uno-Friedenstruppen. Und dieser Tage wurde der seit 2013 amtierende Staatsschef Ibrahim Boubacar Keita im Amt bestätigt, bei sehr niedriger Wahlbeteiligung.

Wie ein großer Baum sei Khaira Arby gewesen, der über ein tief gespaltenes Land seine großen Arme ausstreckte, hieß es nach ihrem Begräbnis.

Timbuktu war ihre Heimatstadt, eine so kulturell vielfältige Oasen-Stadt im Grenzbereich zwischen nord und süd-Mali, die in den letzten Jahren arg gelitten hat. Denn im Norden haben sich Islamisten festgesetzt.

Die Musikerinnen und Musiker Malis haben sich nie ein Blatt vor den Mund genommen. So hat Khaira Arby, die aus Timbouktu flüchten musste, sich auch gegen die Korruption im Lande ausgesprochen und gegen die weibliche Genitalverstümmelung stark gemacht. In einem Land, in dem traditionelle Geschlechterrollen noch immer den Alltag bestimmen.

Khaira Arby stammte nicht aus einem der legendären Musiker-Clans Malis. Im Gegenteil: Sie wuchs in einem Dorf auf, wo es unüblich war, dass Frauen sangen - sie setzte sich gegen die väterlichen Befehle durch und schloss sich verschiedenen Musikgruppen an.
Mit 16 wurde sie verheiratet, mit der Auflage, dass sie nicht mehr singen dürfe - auch darüber hat sie sich hinweggesetzt.

Zuletzt setzte sie sich für die kulturelle Wiederbelebung im von Islamisten befreien Timbuktu ein, ihrer Heimatstadt. Sie Spielte letzten Dezember als erste in einer Konzertserie, die sich Timbuktu Renaissance nennt.

Sendereihe

• Spielräume

Gestaltung

• Rainer Elstner