Friesenberghaus

ORF/ROMAN TSCHIEDL

Hundert Häuser

Das Schutzhaus

1924 - Friesenberghaus

Aus wuchtigen Bruchsteinen gefügt, steht auf 2.500 Meter Seehöhe das Friesenberghaus in den Zillertaler Alpen. Ab 1928 errichtet, war das Schutzhaus bis 1938 eine hochalpine Zitadelle gegen den Antisemitismus, der nach dem Ersten Weltkrieg die Oberhand im Alpenvereinswesen gewonnen hatte.

Nach dem Ersten Weltkrieg brachen vor allem österreichische Sektionen des 1873 gegründeten Deutschen und Österreichischen Alpenvereins (DuOeAV) unter Führung des Antisemiten, deutschnationalen Burschenschafters und Obmanns der großen Wiener Alpenvereinssektion "Austria", Eduard Pichl, dem "völkischen" Antisemitismus seinen Weg im Alpenverein. Aus dem Verein gedrängte jüdische und liberale Mitglieder der Alpenvereinssektion Austria, die ein Drittel aller Mitglieder ausgemacht hatten, gründeten in Folge die Sektion "Donauland" im DuOeAV, die im Dezember 1924 aber wieder aus dem Alpenverein ausgeschlossen wurde.

Im Protest gegen den Ausschluss gründeten 600 deutsche Alpenvereinsmitglieder daraufhin auch den "Deutschen Alpenverein Berlin" außerhalb des DuOeAV. Mit Hilfe des Alpenvereins Donauland, konnte der "Deutsche Alpenverein Berlin" 1928 ein Grundstück in den Zillertaler Alpen erwerben und dort auf rund 2.500 Meter Seehöhe mit dem Bau einer eigenen Schutzhütte, dem "Friesenberghaus", beginnen. Nach Plänen des Baden-Württemberger Alpinisten und Architekten Wilhelm Durand von dem Mayrhofener Baumeister Hans Pfister errichtet, konnte das Schutzhaus ab 1931 bewirtschaftet werden.

Architektur: Wilhelm Durand
Ausschluss Sektion "Donauland" aus dem Alpenverein: 1924
Adresse: 6295 Ginzling

Gestaltung: Roman Tschiedl

Service

Mit der Sendereihe "Hundert Häuser" wird eine Geschichte Österreichs anhand seiner Architektur erzählt - vom Jahr 1918, in dem am 12. November die Erste Republik ausgerufen wurde, bis zur Gegenwart. Für jedes Jahr steht ein historisch bedeutendes, architektonisch spannendes oder eine Epoche prägendes Bauwerk, das in jeweils einem Radiobeitrag porträtiert wird. Zu hören ist die hundertteilige Reihe von Montag bis Donnerstag um 17:25 Uhr, von Mitte Mai bis 12. November 2018.

Martin Achrainer, "So, jetzt sind wir ganz unter uns!" Antisemitismus im Alpenverein. In: Hanno Loewy, Gerhard Milchram (Hg.), "Hast Du meine Alpen gesehen? Eine ju?dische Beziehungsgeschichte." Buchner 2009

Deutscher Alpenverein, Österreichischer Alpenverein und Alpenverein Su?dtirol (Hg.), "Berg Heil! Alpenverein und Bergsteigen 1918-1945." Böhlau 2011

Sendereihe

Gestaltung

  • Roman Tschiedl

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