Verwundeter österreichischer Soldat

ASSOCIATED PRESS

Radiokolleg - "Soll ich leben, soll ich sterben"

Lieder im Ersten Weltkrieg (4). Gestaltung: Verena Gruber

Im Ersten Weltkrieg wurden unzählige Lieder komponiert und umgeschrieben - vom Kampflied zum Kunstlied, vom Schlager zur Völkerhymne. Das Lied hatte viele Funktionen: Es machte mobil, wurde von der Propaganda missbraucht, konnte Angst vertreiben und Trost spenden, war Ausdruck der Sehnsucht nach Frieden und Heimat und hatte eine völkerverbindende Komponente. Das Lied erwies sich als beste Möglichkeit die verschiedenen Emotionen gegenüber dem Krieg zum Ausdruck zu bringen.

Vor allem die alten Traditionen des Soldatenliedes wurden im Ersten Weltkrieg intensiv gepflegt. Die Soldatenlieder waren Ausdruck einer ganzen Gesellschaft, die zwischen Mobilmachung und Angstbewältigung hin- und hergerissen war. Die Soldaten sangen beim Marschieren, in der Baracke, im Schützengraben, im Lazarett und im Gefangenenlager. Die Frauen und Kinder an der Heimatfront. Auf Wachsplatten archivierte das Wiener Phonogrammarchiv in den Kriegsjahren Hunderte von (offiziellen) Soldatenliedern, die in den k.k. Armeen aufgenommen wurden, sowie die Gesänge russischer Kriegsgefangener in den Lagern der Monarchie.

Auf dem neuen Medium der Schallplatte wurden Lieder aus Operetten und Revuen, Schlager und populäre Gesangseinlagen gepresst. Diese Lieder eigneten sich besonders gut Nationalismus und Militarismus mit dem Schein des Schönen und Unterhaltsamen zu umgeben. Die moderne Musikindustrie orientierte sich an der Aktualität, spürte den Geschmack des Publikums und seiner "angesagten" Haltungen auf. Ein Team aus Textdichtern, Komponisten und Arrangeuren war gut eingespielt und teilte sich die Aufgaben.
Eine Art "Selbstmobilisierung" fand statt, die allerdings nicht von langer Dauer war. Die anfängliche Kriegseuphorie wich sehr schnell einer Ernüchterung. Für die Wiener Musikszene waren die etablierten Aushängeschilder Komponisten Carl Michael Ziehrer, Franz Lehár und Robert Stolz.
Im Kunstlied hingegen kehrten viele Komponisten schon von Anfang an die negativen Seiten des Krieges hervor. Vor allem unter dem Eindruck der eigenen Kriegserfahrungen brachten sie oft Trauer und Verdruss zum Ausdruck.

Stellvertretend dafür steht der österreichische Komponist Hanns Eisler (1898 - 1962). Seine unfreiwillige Kriegserfahrung mündete in ersten pazifistischen Kompositionen, den frühen Liedern "im Felde 1917" komponiert, und in einer lebenslangen Grundhaltung gegen den Krieg.

Die 4-teilige Radiokollegreihe von Verena Gruber zum 100. Gedenkjahr zum Ende des Ersten Weltkriegs beleuchtet die Lieder aus dem Ersten Weltkrieg aus verschiedenen Perspektiven: Wie wurde in der Propaganda mit Liedern gekämpft? Wie nutzten Soldaten im Feld das Lied, um zu überleben, wie wurde der Krieg in den Liedern verarbeitet? Wie bezieht das Lied Stellung? Wie wandelt es sich vom Beginn bis zum Ende des Krieges?

Service

Literatur:

Christian Glanz: Hanns Eisler. Werk und Leben, Edition Steinbauer, Wien 2008

Wißmann, Friederike: Hanns Eisler. Komponist, Weltbürger, Revolutionär, Edition Elke Heidenreich bei C. Bertelsmann, München 2012.

Wißmann, Friederike: Deutsche Musik, Piper 2015

Sendereihe

Gestaltung

  • Verena Gruber

Playlist

Komponist/Komponistin: Hanns Eisler
Titel: Sonate für Klavier Nr.1 op.1
* Finale : Allegro / 3.Satz
Klaviersonate
Solist/Solistin: Harald Ossberger /Klavier
Länge: 04:09 min
Label: EP MA, UE

Komponist/Komponistin: Hanns Eisler
Titel: Dumpfe Trommel berauschtes Gong
Ausführende: Fionnuala McCarthy, Karola Theill, Klaus Häger
Länge: 00:35 min
Label: Hortur 722

Komponist/Komponistin: Hanns Eisler
Titel: Galgenlieder
Ausführende: Michaela Kaune, Dierich Henschel, Axel Bauni
Label: Orfeo International

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