
CHRISTIAN BIADACZ
Contra - Kabarett und Kleinkunst
Schlimmes kann durchaus bekömmlich sein
Im Glanz der Vergeblichkeit - Vergnügte Elegien von Sebastian Krämer. Eine Vorschau auf die Wien-Premiere von Peter Blau; Michael Buchinger: "Lange Beine, kurze Lügen!" Gestaltung: Silvia Lahner
23. September 2018, 19:05
Während sich zeitgenössischer Deutschpop in der Exaltierung von Emotionen gefällt, verlegt sich der deutsche Sänger und Dichter Sebastian Krämer, aufs Gegenteil: beispielhafte Contenance als Umzäunung beispielloser Abgründe.
Vergnügte Elegien, ein Genre, das zu diesem Zweck eigens erfunden werden musste, führen den Beweis: Schlimmes kann durchaus bekömmlich sein - je nachdem, wie man es anrichtet. Die Quellen, aus denen diese etwas anderen Stimmungslieder schöpfen, sind dunkel. In den Kommentaren gibt sich Krämer kapriziös, in den Liedern lieblich bis derb. Und je burlesker die Fassade, desto filigraner die Botschaft. Das ist Klagen auf hohem Niveau.
Michael Buchinger, 1992 in Wien geboren, ist YouTuber und schreibt für "Vice", "Miss" und "Die Welt". Er hat Anglistik studiert und erhielt 2015 den Deutschen Webvideopreis in der Kategorie Lifestyle für sein Format "Michaels Hass-Liste". Sein erstes Buch, "Der Letzte Macht den Mund zu", stieg auf Platz elf der "Spiegel"-Bestsellerliste ein. 2017 erschien sein zweites Buch "Lange Beine, kurze Lügen: Michi schenkt euch reinen Wein ein", wie auch sein erstes Bühnenprogramm.