ORF/JOSEPH SCHIMMER
Dimensionen
Denkroute über China
Ein Porträt des Philosophen und Sinologen François Jullien.
Von Nikolaus Halmer.
2. Jänner 2019, 19:05
François Jullien propagiert eine neue Sichtweise der abendländischen Philosophie, die den "Umweg über China" nimmt. Sein Ausgangspunkt liegt im antiken Griechenland. Der Ortswechsel erfolgt nicht aufgrund einer Vorliebe für das chinesische Denken, sondern wegen dessen Eigenart. Es ist-antimetaphysisch, kennt keinen Seinsbegriff, kein Ding an sich und keinen absoluten Geist. Auch eine Gottesidee ist ihm fremd.
Besonders fasziniert Jullien die Figur des chinesischen Weisen, der Gegenspieler des europäischen Philosophen. Er staunt nicht über die Beschaffenheit der Dinge und hütet sich vor Ideen oder Ideologien, die das Denken einengen. "Der Weise, der über einen offenen Geist verfügt", schreibt Guo Xiang, "erstarrt nicht auf einer Seite". Er kultiviert nicht sein Selbst, sondern sucht die Harmonie mit der Um- und Mitwelt. - Jullien greift dieses chinesische Selbstverständnis auf und blickt damit zurück auf die Tradition der europäischen Philosophie.
Service
Literatur:
Der Umweg über China, Merve
Über die Wirksamkeit, Merve
Über das Fade - eine Eloge. Zu Denken und Ästhetik in China, Merve
Dialog über die Moral, Merve
Sein Leben nähren. Abseits vom Glück, Merve
Das Universelle, das Einförmige, das Gemeinsame und der Dialog zwischen den Kulturen, Merve
Die stillen Wandlungen, Merve
Der Weg zum Anderen. Alterität im Zeitalter der Globalisierung, Passagen
Umweg und Zugang. Strategien des Sinns in China und Griechenland, Passagen
Die fremdartige Idee des Schönen, Passagen
Die Affenbrücke, Passagen
Philosophie des Lebens, Passagen
Nah bei ihr. Opake Gegenwart, vertraute Präsenz, Passagen
China und die Psychoanalyse. Fünf Konzepte, Turia + Kant
Der Weise hängt an keiner Idee, Fink
Schattenseiten. Über das Böse und das Negative, Diaphanes
Denkzugänge. Mögliche Wege des Geistes, Matthes & Seitz
Von Landschaft Leben, oder das Ungedachte der Vernunft, Matthes & Seitz
Es gibt keine kulturelle Identität. Wir verteidigen die Ressourcen einer Kultur, edition suhrkamp 2718