Chinesische Schriftzeichen

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Dimensionen

Denkroute über China

Ein Porträt des Philosophen und Sinologen François Jullien.
Von Nikolaus Halmer.

François Jullien propagiert eine neue Sichtweise der abendländischen Philosophie, die den "Umweg über China" nimmt. Sein Ausgangspunkt liegt im antiken Griechenland. Der Ortswechsel erfolgt nicht aufgrund einer Vorliebe für das chinesische Denken, sondern wegen dessen Eigenart. Es ist-antimetaphysisch, kennt keinen Seinsbegriff, kein Ding an sich und keinen absoluten Geist. Auch eine Gottesidee ist ihm fremd.

Besonders fasziniert Jullien die Figur des chinesischen Weisen, der Gegenspieler des europäischen Philosophen. Er staunt nicht über die Beschaffenheit der Dinge und hütet sich vor Ideen oder Ideologien, die das Denken einengen. "Der Weise, der über einen offenen Geist verfügt", schreibt Guo Xiang, "erstarrt nicht auf einer Seite". Er kultiviert nicht sein Selbst, sondern sucht die Harmonie mit der Um- und Mitwelt. - Jullien greift dieses chinesische Selbstverständnis auf und blickt damit zurück auf die Tradition der europäischen Philosophie.

Service

Literatur:

Der Umweg über China, Merve

Über die Wirksamkeit, Merve

Über das Fade - eine Eloge. Zu Denken und Ästhetik in China, Merve

Dialog über die Moral, Merve

Sein Leben nähren. Abseits vom Glück, Merve

Das Universelle, das Einförmige, das Gemeinsame und der Dialog zwischen den Kulturen, Merve

Die stillen Wandlungen, Merve

Der Weg zum Anderen. Alterität im Zeitalter der Globalisierung, Passagen

Umweg und Zugang. Strategien des Sinns in China und Griechenland, Passagen

Die fremdartige Idee des Schönen, Passagen

Die Affenbrücke, Passagen

Philosophie des Lebens, Passagen

Nah bei ihr. Opake Gegenwart, vertraute Präsenz, Passagen

China und die Psychoanalyse. Fünf Konzepte, Turia + Kant

Der Weise hängt an keiner Idee, Fink

Schattenseiten. Über das Böse und das Negative, Diaphanes

Denkzugänge. Mögliche Wege des Geistes, Matthes & Seitz

Von Landschaft Leben, oder das Ungedachte der Vernunft, Matthes & Seitz

Es gibt keine kulturelle Identität. Wir verteidigen die Ressourcen einer Kultur, edition suhrkamp 2718

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