Ineinander gesteckte Faltfiguren

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Radiokolleg

Radiokolleg - Integrieren

Innovativ denken und handeln (1). Gestaltung: Margarethe Engelhardt-Krajanek

Das politische Klima in Österreich ist angespannt. Im Brennpunkt der Diskussionen stehen die Rechte und Pflichten von Asylsuchenden. Scheingefechte, sagen die einen. Denn laut statistischem Zentralamt ist die Zahl der Asylsuchenden mit rund 95 000 Menschen wesentlich geringer als die während der Balkankriege. Da suchten mehr als doppelt so viel Menschen in Österreich Schutz und Hilfe. Ein ernstes Bedrohungsszenario, sagen die anderen. Doch auch hier bieten die Fakten ein anderes Bild. Im Herbst veröffentlichte das Innenministerium die Polizeiliche Kriminalstatistik 2017 und dokumentierte, dass die Anzahl der angezeigten Delikte in den Bereichen Wohnraumeinbruch und Gewaltdelikten abgenommen hat. Beides Themen, die immer wieder mit Migranten oder Asylanten in Zusammenhang gebracht werden. In anderen Worten: unser Lebensraum ist so sicher wie noch nie. Doch die angeheizten Debatten in den sozialen Netzwerken phantasieren Bedrohungsszenarien. Was sind nun Fakten? Was sind Mythen? Dem Thema haben sich Wissenschaftler der Österreichischen Akademie der Wissenschaften angenommen und gängige Behauptungen mit wissenschaftlichen Mitteln überprüft.
Wie kann und sollte sich das Zusammenleben unterschiedlicher Interessensgruppen gestalten? Noch funktionieren österreichische Städte als Gemeinwesen. Arme und reiche Viertel sind durchlässig. Und bei kulturellen Großveranstaltungen treffen sich Menschen unterschiedlichster Biographien und feiern miteinander. Diese soziale Kompetenz ist ein Kulturgut. Sie bedeutet, dass Menschen in der Lage sind, Unterschiede wahrzunehmen, sie als solche gelten zu lassen und dieses Fremde, Andere in das eigene Leben zu integrieren. Fehlt der gemeinsame Begegnungsraum, wird getrennt, separiert und weg gesperrt, führt die Begegnung mit dem Fremden zu Angst und Aggression. Separieren oder Integrieren? Von dieser Frage wird die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger in Zukunft maßgeblich abhängen.

Service

LITERATUR:
Max Haller, Katherine Apostle (Hg), "Migration und Integration - Fakten oder Mythen? Siebzehn Schlagwörter auf dem Prüfstand." Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Dezember 2018

Heinz Fassmann, Josef Kohlbacher, Ursula Reeger, "Zuwanderung und Segregation. Europäische Metropolen im Vergleich" Drava Verlag 2002

Heinz Fassmann, Rainer Münz (Hg) "Migration in Europa. Historische Entwicklung, aktuelle Trend, politische Reaktionen" Campus Verlag 1996

Jörg Flecker, "Arbeit und Beschäftigung. Eine soziologische Einführung". UTB Facultas 2017

Katja Gentinetta, "Worum es im Kern geht. Ein politikphilosophischer Blick auf die Krisen der Gegenwart" NZZ Libro 2017

Karim Fathi, "Integrierte Konfliktbearbeitung im Dialog: Der Integrale Ansatz als Bindeglied unterschiedlicher Methoden" Tectum Verlag 2011

Hannes Hofbauer, "Kritik der Migration. Wer profitiert und wer verliert." Promedia Verlag 2018

Rebecca Klein, "Leinen los ins Leben" Books on Demand, Norderstedt 2002

Wilfried Datler, Urte Finger-Trescher, Johannes Gstach, Kornelia Steinhardt (Hg.), "Annäherung an das Fremde. Ethnographisches Forschen und Arbeiten im psychoanalytisch-pädagogischen Kontext." Psychosozial Verlag 2008

Ewald Feyerer, "Der Umgang mit besonderen Bedürfnissen im Bildungswesen" Zeitschrift für Inklusion (04/2012)

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