FRANCK ALIX
Zeit-Ton
Zeit-Ton Porträt. Hassan Khan
Hassan Khan. Zwischen Freiheit und Sklaverei. Gestaltung: Susanna Niedermayr
1. März 2019, 23:03
Hassan Khan, der sowohl als bildender Künstler als auch als Musiker erfolgreich ist, interessiert sich für die den diversen Kulturen zugrunde liegenden Strukturen. "Wie kommt es, dass diese Ansammlungen von Codes, die nicht wirklich Regelwerke sind, sondern eben viel eher Codes, allgemeine Übereinkünfte, Einstellungen, - wie kommt es also, dass diese Ansammlungen von Codes sowohl Nährboden für die radikalsten Ideen bieten als auch gleichzeitig dazu dienen, bestehende Herrschaftsstrukturen und Hierarchien zu festigen", stellt Khan die Frage.
"Wir Menschen bewegen uns immer zwischen diesen beiden Polen, zwischen einem Ort der alle erdenklichen Möglichkeiten bietet und einem Ort der Sklaverei. In jeder Kultur sind beide Entwicklungen angelegt und das finde ich einfach unglaublich. Das interessiert mich unter anderem auch an der Arbeit mit verschiedenen Musikkulturen".
Am Beginn der Komposition eines Stückes steht also ein Prozess der Analyse. Die für eine Musikkultur typischen klanglichen Merkmale werden in ihre Einzelteile zerlegt. Typische Phrasen werden unter die Lupe genommen, genau durchleuchtet und schließlich subtil verändert. Dafür arbeitet der Künstler in der Regel mit Instrumentalestinnen und Instrumentalisten zusammen. Am Ende dieses Prozesses steht ihm eine "Bibliothek an musikalischen Phrasen" zur Verfügung, mit der er seinen Mixer füttert.
Der Gerätepark, den Hassan Khan für seine Live-Performances nutzt, umfasst weiters allerlei Mixer-Feedbacks, Filter, Prozessoren, Mikrophone und virtuelle Synthesizer. Zuerst herrscht klangliches Chaos, das der Musiker im Laufe des Konzertes in eine Form bringt. Dabei geht er ähnlich wie ein Bildhauer vor, während er im selben Moment das kreative Entwicklungspotential der jeweiligen Musikkultur erforscht.