Hochhaus

APA/GEORG HOCHMUTH

doublecheck

Medienorgeln und Misstöne

Die größten Medienhäuser des Landes werden von mittleren bis schweren Beben erschüttert. Der ORF wartet gebannt auf die von der Politik mit viel Begleitmusik angekündigten Änderungen - von der Finanzierung über die entscheidenden Rahmenbedingungen für die Online-Berichterstattung bis hin zur Frage, wer das Unternehmen in Zukunft führen wird. Die "Kronen Zeitung" wiederum steht im Banne eines Eigentümerstreits, der nicht im Hinterzimmer, sondern auf dem Balkon zur Straße hin ausgetragen wird. #doublecheck zeigt auf, was hinter den Schaukämpfen steckt.

Die Dichands und der Geschäftemacher

In der "Krone", die wie der Kurier seit November einen neuen Teileigentümer hat, nämlich den Tiroler Immobilieninvestor Rene Benko, werden die Kämpfe öffentlich ausgetragen. Nicht nur im eigenen Blatt wird gegen Benko geschossen, auch in der Heute-Zeitung von Eva Dichand - die bisher stets betont hat, dass die beiden Boulevard-Riesen nichts miteinander zu tun hätten. Aber es geht um viel Geld, zehn Millionen im Jahr als garantierter Gewinn für die Dichands stehen auf dem Spiel, da kann die Familie schon einmal zusammenhelfen. Der Ausgang des Kräftemessens, in dem Spesenvorwürfe gegen Christoph Dichand eine neue Eskalation bewirkt haben, ist offen.

Der ORF und die politischen Punktemacher

Offen sind auch viele Fragen zur Zukunft des ORF. Die Diskussion über die Gebührenfinanzierung ist von Seiten der Regierung jetzt einmal auf Eis gelegt worden, diese Frage soll ausdrücklich nicht mit der kommenden Novelle zum ORF-Gesetz geklärt werden, sondern erst in zwei Jahren. Die Landeshauptleute haben vorerst ein Machtwort zugunsten der Gebührenfinanzierung gesprochen. Das Thema hängt freilich weiterhin wie ein Damoklesschwert über dem ORF, und es wird immer wieder als politisches Druckmittel eingesetzt - entweder direkt oder über die Bande der Boulevardzeitungen, die gern gegen den ORF Stimmung machen.

Berater haben blinde Flecken beleuchtet

Es gibt aber auch eine Verschnaufpause, die der ORF nützen kann und will, um sich besser aufzustellen und die Akzeptanz beim Publikum auszubauen - dazu bekennt sich Generaldirektor Alexander Wrabetz, der die Schweizer Beraterfirma Fehradvice an Bord geholt hat. Die haben schon erfolgreich die Schweizer SRG beraten und jetzt die blinden Flecken im ORF ausfindig gemacht. An denen soll jetzt unverzüglich gearbeitet werden, mit dem Ziel: Wir wollen in zwei Jahren eine fiktive Volksabstimmung über den gebührenfinanzierten ORF gewinnen. Derzeit wäre das nicht ausgemacht, sagen die Berater.

Keine Flotte ohne Flaggschiff

Der ORF soll zum Partner der privaten Medien werden. So das Credo von Medienminister Gernot Blümel von der ÖVP - er will eine österreichische Lösung, die allen die Finanzierung sichert. Was das genau bedeutet, ist unklar, aber in der Diskussion schwingt mit: Wenn der ORF schlanker wird, dann bleibt für die anderen Player am österreichischen Medienmarkt mehr - mehr Geld und mehr Aufmerksamkeit. Das könnte sich wirtschaftlich als Trugschluss erweisen, sagen Werbeexperten. Denn hat der ORF weniger Geld, hat er auch weniger Programm, und dann wird der TV Werbemarkt für große internationale Konzerne weniger interessant, weil sie in Österreich weniger Kunden erreichen. Darunter würden letztlich auch die privaten TV-Sender leiden. Kurzfristige Zugewinne bei den Privaten landen in den Taschen von internationalen Aktionären.

Service

Kostenfreie Podcasts:
Doublecheck - XML
Doublecheck - iTunes

Sendereihe

Gestaltung