Expressiv - intensiv - espansiv

17. April 2019, 14:05

Expressive, intensive und espansive Musik von Thomas Adès, Beethoven und Carl Nielsen.

Espansiv? Die dritte der insgesamt sechs Symphonien des dänischen Komponisten Carl Nielsen trägt den Beinamen "Espansiva". Nielsen bezog sich auf die Vortragsbezeichnung des Kopfsatzes des 1912 uraufgeführten Werkes, einem "Allegro espansivo", das mit einer Klangeruption beginnt, einem "Ausbruch an lebensbejahender Energie, einem "überschwänglichen" Allegro also, einer Auflehnung gegen die Eigenschaft, alles zunächst zu besänftigen, bevor ein Konflikt überhaupt ausgetragen wurde. Nielsen hat diese Eigenschaft als "typisch dänisch" empfunden. Als stimulierende Reiz- und Heilmittel gegen diese Sanftsucht verschrieb der große dänische Komponist starken Rhythmus und würzige Harmonien.

Der 2. Satz endet mit einem wortlosen pastoralen Zwiegesang von Bariton und Sopran, einer Huldigung an den Laut "A" und das Paradies.

Als das "Herzstück der Symphonie" hat Nielsen den 3. Satz verstanden. Das Hauptthema ist Nielsen in der Straßenbahn eingefallen, notiert hat er es auf der Manschette seines Hemdes. Gut und Böse, das sei nicht so genau bestimmbar, aber sie machten sich bemerkbar. Wenn man zuhört, dann könne man die Ambivalenz hören, sagte Nielsen.
Der Schlusssatz ist ein Hymnus an den Alltag, die Arbeit und die sich daraus ergebende Lebensfreude.


Vom fiesen Sohn zum intensiven Pianisten

Der Londoner "Evening Standard" nannte Inon Barnatan einen "echten Dichter des Klaviers". Der 1979 in Tel Aviv geborene Barnatan lebt seit 2006 in New York. Als wichtigsten Einfluss bezeichnet er seine Mutter. Sie war Tänzerin, und so verspürte er "als Kind keinen Druck, Musiker zu werden." Klavier spielte sie für den Hausgebrauch. Das drei Jahre alte Söhnchen begann die Mutter auf falsche Noten hinzuweisen - das sei "fies" von ihm gewesen, zeigt er sich mittlerweile einsichtig. Also setzte man auch ihn vors Klavier. Er studierte später an der Royal Academy of Music in London. Den amerikanischen Pianisten Leon Fleisher nennt er seinen Mentor. "Unglaublich" seien Fleishers Ton, Energie, Spontaneität und Wissen. Pianisten der Vergangenheit, die er gerne hört, sind, wegen seines Zugangs zum Musizieren, Arthur Schnabel und, sagt Inon Barnatan, "selbstverständlich Radu Lupu, der so musizieren konnte, dass alles im Fluss war - völliges Aufgehen in der Musik, und jeder Takt beseelt."


Intensivierung des Außergewöhnlichen

Der englische Komponist Thomas Adès bewundert Couperin, den französischen Komponisten des 18. Jahrhunderts, besonders dessen Cembalomusik. 1994 bereits schrieb er eine Orchesterversion von "Les barricades mystèrieuses". 2006 entstand seine bislang letzte Auseinandersetzung mit Couperin: "Three Studies from Couperin". Die Taktanzahl, die Harmonien und Rhythmen hat er unangetastet gelassen. Die Orchestrierung soll "die außergewöhnliche Erfindungsgabe des französischen Meisters" verdeutlichen.

Sendereihe

• Das Ö1 Konzert

Gestaltung

• Peter Kislinger