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Logos - Glauben und Zweifeln
Volker Gerhardt über seinen Glauben
"Was glauben Sie?" - Der Philosoph Volker Gerhardt. - Gestaltung: Johannes Kaup
20. April 2019, 19:05
Als er Mitte 20 seine wissenschaftliche Laufbahn als Philosoph begann, trat er aus der Kirche aus und wandte sich von metaphysischen Fragen aller Art ab. Volker Gerhardt war - wie viele seiner akademischen Kollegen - der Ansicht, dass der Glaube nicht mehr nötig ist, wenn man genug Wissen angesammelt hätte. 25 Jahre später und um einige Erfahrungen und Denkwege reicher, hebt der renommierte deutsche Philosoph nun dagegen massiv Einspruch:
In seinem Buch "Glauben und Wissen" zeigt Volker Gerhardt, dass der Glaube für das Wissen unverzichtbar ist und sich diese beiden Fähigkeiten wechselseitig ergänzen. Wissen kommt nicht ohne Glauben aus und Glaube nicht ohne Wissen. Im Vorwort seines vielbeachteten Buches "Der Sinn des Sinns. Versuch über das Göttliche" erfährt man, warum Gerhardt wieder in die evangelische Kirche eingetreten ist "mit dem Glück eines Menschen, der etwas Verlorenes wiedergefunden hat".
Gerhardt, ein Vertreter der rationalen Existenzphilosophie, zählt zu jenen Philosophen der Gegenwart, die sich neu mit den Fragen der philosophischen Gotteslehre beschäftigen, also der rationalen Theologie. Gott ist für ihn "der Grund allen Sinns, der uns wiederum nur als ein menschlicher Sinn gegenwärtig sein kann".
Volker Gerhardt wurde 1944 in Guben/Brandenburg geboren. Von 1992 bis 2012 war er Professor für Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin, wo er weiter als Seniorprofessor lehrt. Die Bereiche Ethik, Politische Philosophie, Ästhetik, Metaphysik und Theologie wurden zu seinen Forschungsschwerpunkten. Gerhardt hat zahlreiche historische Arbeiten verfasst, die sich vornehmlich mit Platon, Kant, Nietzsche, Hegel, Marx, Jaspers, Voegelin, Arendt und Schmitt beschäftigen. Johannes Kaup hat Volker Gerhardt für ein Gespräch in der LOGOS-Reihe "Was glauben Sie?" an der Humboldt-Universität in Berlin besucht.