Verschiedene Stoffe, unterschiedliche Farben

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Gedanken für den Tag

Brigitte Schwens-Harrant über den Welttag der kulturellen Vielfalt

"Mind the Gap". Brigitte Schwens-Harrant, Feuilletonchefin der Wochenzeitung "Die Furche" und Buchautorin, geht wichtigen Fragen nach, etwa wie Gerechtigkeit in Form von gegenseitiger Anerkennung gelingen kann. - Gestaltung: Alexandra Mantler

Moderne Demokratien bemühen sich um Frieden, sie beherrschen Gewalt und Aggression durch allseits akzeptierte Rituale, sie kümmern sich darum, dass es möglichst allen gut geht. Zurecht gilt es, diese Gesellschaftsform zu verteidigen und nicht nur durch die Teilnahme an Wahlen zu stützen. Denn neben jenen, die von den süßen Früchten der Demokratie naschen können, gibt es auch jene, für die diese Früchte nicht vorgesehen sind. Es gibt die einen - und die anderen.

Das Beispiel demokratischer Sklavenstaat etwa zeigt, dass sich eine Gesellschaft einerseits in Richtung Frieden und Gemeinschaft von "Gleichen" entwickeln konnte, dass es aber parallel dazu immer auch Nichtgleiche, "Menschen ohne Teilhabe" gab, also einen rechtsfreien Raum. "Die Geschichte der modernen Demokratie hat zwei Gesichter oder zwei Seiten - eine Tag- und eine Nachtseite. Kolonialreich und Sklavenstaat (.) sind die wichtigsten Sinnbilder der Nachtseite", schreibt der kamerunische Historiker und Philosoph Achille Mbembe. Vielleicht war es immer schon so, dass demokratische Gemeinschaften nur Gemeinschaften von Gleichartigen waren. Vielleicht hatte eine friedliche Gemeinschaft immer schon irgendwo sichtbar oder unsichtbar ihre Sklaven oder die Fremden ausgestoßen, jene Menschengruppen, die keinen Anspruch auf die selben Rechte hatten. Das Prinzip dieser Trennung wird durch das Fabrizieren von bedrohlichen Schreckgespenstern ständig mit Nahrung versorgt.

Dass Blut und Abstammung unsere Zuordnung von Menschen prägen, wie Achille Mbembe behauptet, das möchte man - gerade hierzulande und angesichts der österreichischen Geschichte - gerne sofort empört von sich weisen. Und doch werden Herkunft und Zugehörigkeit zunehmend Thema, wird die Frage gestellt, wie man jene, "die nicht zu uns gehören", auf ihren Platz verweisen oder aus dem Land schaffen kann, begründet mit der Notwendigkeit von Sicherheit.

Aber Sicherheit kann man nicht herstellen, indem "man Chaos und Tod in die Ferne zu den anderen auslagert", so Mbembe. "Früher oder später wird man in der Heimat ernten, was man in der Ferne gesät hat. Sicherheit kann nur auf Gegenseitigkeit beruhen."

Service

Achille Mbembe, "Politik der Feindschaft", Suhrkamp Verlag
Brigitte Schwens-Harrant, Jörp Seip, "Mind the gap. Sieben Fährten über das Verfertigen von Identitäten", Klever Verlag

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Wolfgang Amadeus Mozart/1756 - 1791
Bearbeiter/Bearbeiterin: Klazz Brothers /Arrangement
Album: MOZART MEETS CUBA
Titel: Guantánameritmo
Ausführende: Klazz Brothers /Instrumental
Ausführender/Ausführende: Tobias Forster /Piano
Ausführender/Ausführende: Kilian Forster /Bass
Ausführender/Ausführende: Tim Hahn /Drums
Ausführende: Cubapercussion
Ausführender/Ausführende: Alexis Herrera Estevez /Timbales, Ges.
Ausführender/Ausführende: Elio Rodriguez Luis /Congas
Länge: 02:57 min
Label: SONY BMG 82876727212

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