Anhängerin des Mandäismus während einer Schöpfungsfeier im Irak

AP/HADI MIZBAN

Gedanken für den Tag

Franz Winter über Weltentstehungs- und Schöpfungsmythen

"Entstehen und Erwachen". Franz Winter, Religionswissenschaftler an der Universität Graz, will einen Einblick in das Kunterbunt der verschiedenen Weltentstehungen liefern und spannt den Bogen dabei von den Schöpfungsmythen der monotheistischen Religionen bis hin zu asiatischen Weltentstehungsmythen. - Gestaltung: Alexandra Mantler

In dieser Woche der Sommersonnenwende geht es um Mythen und Bilder rund um die Entstehung der Welt und des Kosmos in den Religionen. Heute steht eine oft unterschätzte Religion im Mittelpunkt, der Zoroastrismus. Dass diese Religion aktuell heutzutage nicht so sehr im Fokus steht, hat viel mit der aktuellen Zahl der Mitglieder zu tun, die weltweit mit wahrscheinlich rund 150.000 bis 190.000 in der Tat sehr niedrig ist.

Doch war der Zoroastrismus seit seiner Entstehung vermutlich in der Mitte des 1. Jahrtausend bis zur Ankunft des Islam im 8. Jahrhundert im iranischen Raum eine sehr bedeutende und sehr einflussreiche monotheistische religiöse Tradition. Der Zoroastrismus hat zudem sehr viele Umgebungsreligionen tief beeinflusst, insbesondere übrigens Judentum, Christentum und später den Islam.

Die Entstehung der Welt verknüpft sich im Zoroastrismus sehr stark mit einer Grundidee, nämlich dass die Welt und ihre Geschicke vom Gegeneinander zweier Kräfte bestimmt seien, die sich quasi gegenüberstehen. Der gute Gott, auch die zentrale Instanz der Verehrung, der "Gott" des Zoroastrismus, der Ahura Mazda (übersetzt der "weise Herr") genannt wird, steht dem "zerstörerischen Geist", Angra Mainyu, gegenüber.

Dabei entsteht die Welt eigentlich vor allem deshalb, weil der böse Geist Wind bekommt von der Existenz des guten Gottes und dessen perfekt harmonischer Sphäre, die er dann angreifen will. Und um diesen Angriff abzuwehren, erschafft der Gute Gott die Welt. Denn mit ihren einzelnen Teilen kann er systematisch den bevorstehenden Kampf gegen die böse Kraft ausführen. Der Ausgang dieses Kampfes, der sich nun in unserer Welt und auch in uns selbst vollzieht, steht übrigens glücklicherweise schon fest: Das Gute wird siegen, das Böse wird ewiger Verdammnis anheimfallen. Damit ist die Antwort, wofür man sich entscheiden sollte, hier gleichsam schon mitgegeben.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Traditional
Komponist/Komponistin: Persien Armenien
Bearbeiter/Bearbeiterin: Stefan Heckel
Album: MELANGE ORIENTAL
Titel: Ararat delight (traditionelles Tanzstück aus der Region zwischen Armenien und Iran)/instr.
Solist/Solistin: Taiseer Elias /Oud
Solist/Solistin: Ahmed Eid /Bass
Solist/Solistin: Erich Oskar Hütter /Violoncello
Solist/Solistin: Stefan Heckel /Akkordeon
Länge: 02:00 min
Label: Extraplatte EX 8982

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