War das große Böse nicht vorhersehbar?

2. Oktober 2019, 13:00

Wie konnten Intellektuelle wie Arthur Schnitzler, Stefan Zweig oder der hochpolitische Franz Werfel nicht vorhersehen, was bevorstand, als sich der Zweite Weltkrieg anbahnte? Fragen wie diesen widmet sich Herbert Lackner in seinem neuen Buch "Als die Nacht sich senkte".

Der Journalist und Autor zeichnete 2017 "Die Flucht der Dichter und Denker" vor dem Nazi-Regime nach. Sie waren auf besondere Weise von einer Diktatur betroffen, die bewusst gegen den "jüdischen Intellektualismus" hetzte, schrieb er in seinem gleichnamigen Buch.

In seinem aktuellen Werk beschreibt Herbert Lackner anhand von zahlreichen Originalquellen das Leben berühmter Persönlichkeiten zwischen den Kriegen. Leserinnen und Leser erfahren beispielsweise, dass sich sogar Albert Einstein in manchen Diskussionen dem Rassendenken seiner Zeit nicht entziehen konnte, obwohl er selbst massiv von antisemitischen Übergriffen betroffen war. Sigmund Freud unterschätzte im Frühjahr 1933 die Gefahr, die von Hitlers Regime ausging, und hielt den "Anschluss" Österreichs für unwahrscheinlich; nur Monate später wurden seine Bücher verbrannt.

Dem Buch vorangestellt ist ein Zitat des Schriftstellers Michael Köhlmeier: "Zum großen Bösen kamen die Menschen nie mit einem großen Schritt, sondern mit vielen kleinen, von denen jeder zu klein schien für eine große Empörung. Erst wird gesagt, dann wird getan."

Mit Xaver Forthuber spricht Herbert Lackner über die Schicksale der Zwischenkriegszeit und darüber, wie man das beginnende Böse erkennt.

Reden Sie mit: Rufen Sie in der Sendung an unter 0800 22 69 79 - kostenfrei aus ganz Österreich - oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins@orf.at

Service

Herbert Lackner: Als die Nacht sich senkte. Europas Dichter und Denker zwischen den Kriegen - am Vorabend von Faschismus und NS-Barbarei. ueberreuter, 2019.

Sendereihe

• Punkt eins

Gestaltung

• Xaver Forthuber