Frau mit einem roten Handabdruck im Gesicht

APA/AFP/PEDRO PARDO

Radiokolleg - Wenn Wut explodiert

Neue Wege in der Gewaltprävention
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Wie entsteht Wut, wie kann man die Gewaltspirale durchbrechen und noch besser: Wie kann man Gewalt präventiv verhindern?

Feminizide, also Frauenmorde haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Weltweit, aber auch in Österreich. Die Gesetze, die Frauen schützen sollen, gelten als gut, allerdings ist die Zahl an Plätzen in Frauenhäusern laut Expert/innen zu niedrig. Sie kritisieren auch, dass voriges Jahr weniger Betretungsverbote ausgesprochen wurden, also die Polizei Gewalttätern nicht den Zutritt zu gemeinsamen Räumlichkeiten verwehrt hat. Ein weiterer Kritikpunkt: Funktionierende Projekte wurden gestrichen - das Projekt MARAC (Multi-Agency Risk Assessment Conference) zum Beispiel, in dem die Polizei fix eingebunden und an Präventivarbeit zu Verhinderung von schwerer Gewalt tätig war. Gründe, warum Frauen in gewalttätigen Beziehungen bleiben, sind unter anderem die wirtschaftliche Abhängigkeit vom Partner und das Verharmlosen von männlicher Gewalt.

Körperliche Gewalt an Männern findet in den meisten Fällen außerhalb der eigenen vier Wänden statt, innerhalb der Familie ist sie vorwiegend psychischer Natur.

Als Opfer, auch wenn sie nicht direkt von Gewalt betroffen sind, gelten Kinder in gewalttätigen Beziehungen. Seit nunmehr 30 Jahren - der Internationale Tag der Kinderrechte wird jedes Jahr am 20. November begangen - setzt sich die UN-Kinderrechtskonvention für Kinderrechte ein, für ein Leben, in dem sich Kinder möglichst gut entfalten können. Österreich hat sich vor 20 Jahren mit einem Gesetz dem Prinzip der "gewaltfreien Erziehung" verpflichtet, die "gesunde Watsche" sollte es nicht mehr geben. Dass Eltern nach wie vor ihrem Zorn mit psychischer und physischer Gewalt Luft machen, ist allerdings Fakt.

Inzwischen gibt es österreichweit wie international viele Projekte, die mit Täter/innen wie Opfern arbeiten. In Graz und am Balkan zeigt die Arbeit an männlichen Rollenbildern große Erfolge. In Brasilien bemühen sich NGOs, Jugendlichen aus gewalttätigen Milieus Wege in ein anderes, gewaltfreies Leben zu zeigen: durch kreative künstlerische Arbeiten etwa oder auch durch sozialarbeiterische Maßnahmen. Inhaftierten Jugendlichen zum Beispiel sollen Möglichkeiten aufgezeigt werden, die verhindern sollen, dass sie wieder ins Gefängnis kommen, aber auch ein Leben außerhalb dominierender, gewalttätiger Gangs aufbauen können.

Service

LITERATUR:
Karin Berger, Andrea Brem: Am Anfang war ich sehr verliebt. Mandelbaum 2008

Manfred Cierpka: Möglichkeiten der Gewaltpräventin. Verlag Vandenhoeck&Ruprecht 2005

Goldbeck/Allroggen/Münzer/Rassenhofer/Jörg Fegert: Ratgeber Sexueller Missbrauch: Informationen für Eltern, Lehrer und Erzieher (Ratgeber Kinder- und Jugendpsychotherapie). Verlag Hogrefe 2016

Christine Stromberger: Gewaltschutz: Denn sie wissen (nicht), was sie tun. In: Der Standard; "Kommentar der Anderen". 29. Juli 2018.

LINKS:
Gewaltprävention

Institut für Gewaltprävention und Konfliktmanagement

Frauenhäuse Wien

Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser, Informationsstelle gegen Gewalt

Verein für Männer- und Geschlechterthemen Steiermark
Kein Täter werden

Männderberatung

Gewaltinfo

Frühe Hilfen

Who Does What to Whom? Gender and Domestic Violence Perpetrators, Survey by Marianne Hester


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