Christa Wolf - AFP/DPA/RAINER JENSEN
Gedanken für den Tag
Ingrid Pfeiffer über Christa Wolf
"Die Zukunft? Das ist das gründlich andere". Die Autorin und Germanistin Ingrid Pfeiffer, die auch für das "Forum Katholischer Erwachsenenbildung" tätig ist, über Christa Wolf anlässlich deren 8. Todestages. - Gestaltung: Alexandra Mantler
29. November 2019, 06:56
Krankheit als Befund, Krankheit als körperliches oder seelisches Leiden. Beide Ausdrucksformen des Unheil-Seins kannte Christa Wolf und machte sie mehrfach zum Thema ihrer Werke.
Ihre eigenen Krankheitserfahrungen ersparten ihr nicht, sich bereits früh mit den Zusammenhängen von Krankheit und Funktionsversagen zu beschäftigen. Christa Wolf wusste, was es bedeutet, wenn der Körper die Anpassungsleistung verweigert. Das zwang sie, sich mit dem Beginn von Normierungen zu beschäftigen, die nicht selten bis in die früheste Kindheit zurückgehen und von dort her das Leben verderben. Das ließ sie schließlich sogar von der "Pathologie der Anpassung" sprechen.
Auch Deutschlands Geschichte erlebte Christa Wolf mehr als einmal als Krankengeschichte. Da ihre Existenz als politisch aktiver Mensch von der als Schriftstellerin nicht zu trennen war, bemächtigte sich die Politik nicht selten - normierend und Anpassung fordernd - den Ergebnissen ihres Schreibens. Keines ihrer Bücher wurde nicht kontrovers aufgenommen. Sie reagierte mit heftigen psychosomatischen Störungen, die sie immer wieder zu Ruhe zwangen und zur Suche nach dem veranlassten, was wieder gesund und ganz macht.
1991 war sie eingeladen, auf einem Ärztekongress zum Thema "Krebs und Gesellschaft" zu sprechen. Die Rede gab ihr Gelegenheit, ihre Sicht auf die Zusammenhänge von gesellschaftlichen Bedingungen und persönlichem Dasein darzulegen.
Christa Wolf hat trotz ihres klaren, kritischen Blicks und trotz eigener schmerzlicher Erfahrungen die Hoffnung immer hochgehalten. Und sie entließ auch die Ärzt/innen mit Überlegungen zu Heilsamen: "Wenn aber unsere Gedanken und Vorstellungen so wirklich, das heißt: wirkend sind /.../, was hindert uns dann, jene Gedanken /.../ in uns wachzurufen und zu entwickeln, die kreativ, wohltätig /und/ heilsam sind?"
Service
Kostenfreie Podcasts:
Gedanken für den Tag - XML
Gedanken für den Tag - iTunes
Sendereihe
Gestaltung
Playlist
Komponist/Komponistin: Kyrre Kvam
Gesamttitel: ALTES GELD
Titel: Altes Geld - Schneeweißes Herz
Ausführende: Kyrre Kvam
Länge: 02:00 min
Label: ORF-Enterprise Musikverlag