Martha Jungwirth

APA/HELMUT FOHRINGER

Menschenbilder

Martha Jungwirth

"Seismographisch wie ein Tagebuch" - zum 80. Geburtstag der Malerin Martha Jungwirth

Am 10. Oktober pries sie der Staatsoperndirektor anlässlich der Präsentation "ihres" "Eisernen Vorhangs", Friederike Mayröcker präsentierte einen zugehörigen Text und tout Vienne war gekommen. Oder ihre Bilder, die die Ausstellung von Richard Gerstl im Museum Leopold ergänzten - Martha Jungwirth und ihr Werk werden gefeiert. Und am 15. Jänner gibt es einen weiteren Anlass zum Feiern: Martha Jungwirth wird 80.

In ihrer Jugend wurde Martha Jungwirth zur Gruppe "Wirklichkeiten" mit Franz Ringel, Peter Pongratz, Wolfgang Herzig, Robert Zeppel-Sperl und Kurt Kocherscheidt gezählt, sie bewegte sich aber in ihrer Kunst zwischen abstrakter und gegenständlicher Grafik und Malerei. Allein die Gruppe gab es als solche nie, sie diente mehr als Etikette nach der gefeierten "Wirklichkeiten" Ausstellung Otto Breichas im Jahr 1968.

50 Jahre danach wurde die mehrfache Documenta-Teilnehmerin Martha Jungwirth mit dem Oskar-Kokoschka-Preis ausgezeichnet und in einer Ausstellung in der Albertina präsentiert.

Dass der Künstler Albert Oehlen als Kurator für das Essl-Museum im Jahr 2010 einen Neustart in der Karriere Martha Jungwirths hervorrief, kann ihm Österreichs Kunstbetrieb danken, auch wenn sich die 1940 geborene immer auf Distanz zu diesem Betrieb zu halten versucht hat.

In ihren Bildern startet die Malerin oft von realen Ausgangspunkten, nimmt aber die Betrachtenden auf bewegte Reisen mit übersetzten Eindrücken von Landschaften und anderen Realitäten mit. Ihr Zyklus "Indesit" - Bilder, die von Küchengeräten ausgingen - war auf der Documenta zu sehen, der Blick auf die Spittelauer Lände inspirierte sie zu einem anderen Zyklus, und wenn man ihr zuhört, kann man den Eindruck gewinnen, dass sie durch Bewegung beim Malen das abstrakte Nachdenken in den Hintergrund drängen will.

Ihr Mann, der Museumsdirektor und Kunstpublizist Alfred Schmeller verpasste ihr einmal bei einem Museumsrundgang den Spitznamen Rosita Desmoliano - mit dem Satz "des mal i a no" demonstrierte sie damals ihr Selbstbewusstsein. Inzwischen zeigt sich, wie recht sie damit hat, sind doch die Zeiten, in denen sie sich als "übersehen" fühlen konnte, mehr als vorbei.

Gestaltung: Petra Herczeg und Rainer Rosenberg

Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Bob Dylan
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Bob Dylan
Titel: forever young (Musik teilweise unterlegt)
Ausführender/Ausführende: Bob Dylan
Länge: 04:56 min
Label: columbia 5031339000

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