250. Geburtstag Beethoven

14. Jänner 2020, 19:30

Beethoven 249, Nelson Freire 75, Kalevi Aho 70

Das finnische Lahti Symphonieorchester unter der Leitung seines russisch-finnischen Chefdirigenten Dima Slobodeniouk feierte in diesem Konzert vom April 2019 zwei Geburtstage. Seinem ehemaligen Composer in Residence, dem Finnen Kalevi Aho, hatte es aus Anlass zu dessen 70. Geburtstag den Auftrag zu seiner 17. Symphonie gegeben. Im selben Jahr vollendete Nelson Freire sein 75. Lebensjahr.


Ein ganz besonderes Klavierkonzert

Freire spielte Beethovens 5. und letztes Klavierkonzert. Für "die brasilianische Pianistenlegende" ist es nicht irgendein Werk. Freire war ein klassisches Wunderkind. Im Alter von drei spielte er Musikstücke nach, die seine ältere Schwester am Klavier gespielt hatte, im Alter von vier trat er das erste Mal öffentlich auf. 1957, im Alter von zwölf, spielte er Beethovens Klavierkonzert Nr. 5. Das brachte ihm, wie er unlängst erzählte, unter zwölf Finalisten zunächst den 9., nicht den 7. Platz, wie oft zu lesen sei, im Internationalen Klavierwettbewerb in Rio de Janeiro ein. Den ersten Preis gewann der 14 Jahre ältere Wiener Alexander Jenner.


Nelson Freire - "a Weana Bua"

Nelson Freire bin ich einmal vorgestellt worden, worauf Freire augenzwinkernd sagte: "Zwa Weana Buam." Es war sein Finalplatz im Klavierwettbewerb gewesen, dem er ein Stipendium der Brasilianischen Regierung verdankte. So konnte er 1958 in Wien bei Bruno Seidlhofer - dem Lehrer Jenners - und bei Hans Graf studieren. In Wien war Freire, wie er mir erzählt hat, "nicht sehr glücklich." Der 14-Jährige war auf sich allein gestellt, und "Wien war damals düster, grau, schwarz, kalt, es gab noch viele Bombenschäden, und die Menschen waren sehr unfreundlich." Nelson Freire erinnerte sich aber mit Wärme an Wiener Klavierlegenden: Paul Badura-Skoda, Friedrich Gulda, Jörg Demus und natürlich Alexander Jenner.


Vier Handschläge von Beethoven entfernt

Das Beethoven-Konzert spielt Freire auswendig, aber er hat noch die Noten mit Anmerkungen seiner brasilianischen Lehrerin Lúcia Branco, einer Schülerin des belgischen Pianisten Arthur de Greef, einem Schüler Franz Liszts, der Schüler Carl Cernys war; und Cerny war der Solist der ersten öffentlichen Aufführung von Beethovens 5. Klavierkonzert am 11. Februar 1812 im Theater am Kärntnertor.



Kalevi Ahos Symphonie Nr. 17 "Sinfonisia freskoja" (Symphonische Fresken) war eine Auftragskomposition des Orchesters. Studiert hat Aho in Helsinki an der Sibelius Akademie bei Einojuhani Rautavaara und zwei Jahre in Berlin bei Boris Blacher. Von 1974 bis 1988 war Aho Dozent für Musikwissenschaft an der Sibelius-Akademie. Seit 1993 ist er freischaffend.

Den Gesamttitel und die Titel der drei Sätze hat Aho nachträglich als Orientierungshilfen fürs Publikum hinzugefügt: Mit dem Titel des 1. Satzes (Syvyydestä - Aus der Tiefe) ist keine existentielle Klage de profundis gemeint; das Werk beginnt in den tiefsten Lagen mit Kontrafagott und Kontrabässen. Mit seiner Dauer von 26 Minuten ist der Satz eine Symphonie in sich selbst und kann gesondert aufgeführt werden. Auf den 2. Satz, Scherzo macabre, folgt "Finale: Kaukaisia lauluja" (Lieder aus der Ferne), das pianissimo auf dem höchsten Ton der Orgel im Sibelius Konzertsaal ausklingt. Ältere Menschen können diesen Ton nicht wahrnehmen.

Sendereihe

• Das Ö1 Konzert

Gestaltung

• Peter Kislinger