Frederico Fellini steht vor einem Portrait seiner Frau

AP/CLAUS HAMPE

Gedanken für den Tag

Christian Rathner über Federico Fellini

"Gaukler und Fantast". Christian Rathner, Filmexperte und Filmemacher, macht sich Gedanken zu Federico Fellini, anlässlich dessen 100. Geburtstags. - Gestaltung: Alexandra Mantler

Nach dem Welterfolg "La dolce vita" wusste Federico Fellini nicht so recht, wie er weitermachen sollte. Das Ergebnis dieser Schaffenskrise war - ein Film über einen Filmregisseur, dem nichts einfällt. Achteinhalb Filme habe er bisher gedreht, rechnete er sich vor. Achteinhalb wurde nun der Titel eines neuen Filmes, in dem Fellini völlig neue Wege ging.

Er verließ alle Muster traditioneller Erzählung und montierte einen frei assoziierenden Film aus Episoden, Reflexionen, Phantasien, Erinnerungen und, nicht zuletzt, aus Träumen - wobei ihn vor allem die Psychoanalyse C.G. Jungs inspirierte.

In "Achteinhalb" muss ein Filmregisseur namens Guido eine Pause in einem Kurort einlegen und Wasser aus einer Heilquelle trinken. Doch zur Ruhe kommt er nicht. Er quält sich im Nachdenken über den nächsten Film. Produzenten üben Druck aus, von ihm selbst erschaffene Filmfiguren erheben Ansprüche. Seine Frau und seine Geliebte verwickeln ihn in mühsame Gespräche. Seine Eltern erscheinen ihm im Traum. Belastende Erinnerungen aus der Jugendzeit kehren zurück. Auch Religion und Kirche lassen ihn nicht los. Ausgerechnet im Dampfbad wird ihm eine Unterredung mit einem alten Kardinal gewährt. "Eminenz", sagt Guido, "ich bin nicht glücklich." Und der Kardinal antwortet: "Warum sollten Sie glücklich sein? Das ist nicht Ihre Aufgabe."

Er wolle einen ehrlichen Film machen, sagt Guido, einen, der allen nützlich ist und hilft, für alle Zeiten das zu begraben war wir Totes in uns tragen. Was für eine Aufgabe.

Fellini hatte für die Dreharbeiten einen Zettel an die Kamera gehängt. "Filmo comico" stand darauf, zur Erinnerung daran, dass er einen komischen Film machen wollte.
Aber auch in "Achteinhalb" geht es nicht zuletzt um Schuld und Erlösung. Eine engelsgleiche junge Frau, die an der Heilquelle Wasser ausschenkt, könnte zur Retterin werden.

Am Ende versöhnt sich Guido mit seinen Figuren und mit seiner Frau. Das Leben ist ein Fest, leben wir es gemeinsam, sagt er zu ihr. Da wird alles zum Zirkus, Guido wird wieder zum Kind und übernimmt das Kommando. Die Dreharbeiten können beginnen.

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Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Nino Rota
Album: THE FELLINI ALBUM - THE FILM MUSIC OF NINO ROTA
* I. Titoli (00:01:11) - tw. 2x gespielt
Titel: Otto e mezzo / Achteinhalb / Suite aus dem gleichnamigen Film
Leitung: Riccardo Chailly
Orchester: Filarmonica della Scala
Länge: 01:11 min
Label: Decca 4832869

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