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Dimensionen
Wo lassen denken?
Die unsichtbare Macht von Think Tanks
Von Sabrina Adlbrecht
20. Februar 2020, 19:05
Meinungsbildende Institute oder Expertengruppen, so genannte "Think Tanks", sind für Politik und Wirtschaft von großer Bedeutung. Weltweit sind derzeit etwa 7.800 solcher privaten oder öffentlich finanzierten "Denkfabriken" gelistet. Auch wenn es die deutsche Bezeichnung nahelegt, geht es bei diesen Einrichtungen nicht nur darum, Wissen herzustellen, sondern dieses vor allem für die jeweiligen Zielgruppen aufzubereiten.
Auch wenn es keine allgemein anerkannte Definition von Think Tank gibt und der Begriff sehr unterschiedliche Institutionen umfasst, verfolgt doch jede davon eine bestimmte Agenda und versucht, mittels Forschungsarbeiten, Studien und Positionspapieren auf politische Gestaltungsprozesse einzuwirken.
Es gibt drei Kategorien, nach denen solche Institutionen unterschieden werden können: Da sind zunächst einmal die akademischen Think Tanks, die mit Universitäten kooperieren und aufwändige Studien und Gutachten mit langfristiger Perspektive erstellen; die zweite Kategorie bilden nicht- oder halb-staatliche Einrichtungen, die im Wesentlichen Auftragsforschung für politische Institutionen betreiben; und drittens gibt es die so genannten advokatischen oder advokatorischen Think Tanks: Diese sind in ihrer ideologischen Ausrichtung klar zuzuordnen und verfolgen meist eine äußerst offensive Öffentlichkeitsstrategie.
Etwa drei Viertel dieser Institutionen, die sich mit militärischen, politischen, wirtschaftlichen und sozialen Fragen und Strategien befassen, sind nach den 1970er/80er Jahren entstanden und werden oft mit der so genannten "neoliberalen Wende" in Zusammenhang gebracht. Während in der Vergangenheit politikrelevante Forschung und Analyse das Hauptbetätigungsfeld von Denkfabriken waren, widmeten sich die nachfolgenden Institute vermehrt der interessen- und wertgeleiteten Politikempfehlung und deren Umsetzung.
Wie arbeiten und argumentieren Think Tanks? Und beeinflussen sie Politik und öffentliche Meinung tatsächlich so stark wie oft angenommen?