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Da capo: Im Gespräch

Harry Merl, Psychoanalytiker und Begründer der Familientherapie

"Überleben als besondere Aufgabe" - Harry Merl, Psychoanalytiker und Begründer der Familientherapie

Als 3-Jähriger erlebte Harry Merl, wie in der Nacht von 9. auf 10. November 1938 ein jüdischer Nachbar von der nationalsozialistischen "Sturmabteilung festgenommen wird. Sein Name war Steinfeld. So wie Herr Steinfeld, sollten noch viele Verwandte und FreundInnen der jüdischen Familie Merl im Holocaust ermordet werden. Harry Merl und seine Eltern überleben das Schreckensregime der Nationalsozialisten, versteckt in einem Kohlekeller.

Harry Merl zählt zu den wenigen jüdischen Kindern, die den Holocaust in Wien überlebt haben. Schon im Alter von elf Jahren empfand er sein Überleben "als unverdientes Privileg, aber auch als besondere Aufgabe". Später studierte er Medizin, wurde Psychoanalytiker und begründete 1968 die Familientherapie in Österreich. Als langjähriger Leiter des Instituts für Psychotherapie an der oberösterreichischen Landesnervenklinik Wagner-Jauregg in Linz entwickelte er eine Methode, um den "Traum vom gelungenen Selbst" zu erkennen und zu verwirklichen.

Heute ist er Vater von fünf Kindern, hat 18 Enkelkinder und sechs Urenkel. Seine Biographie ist 2019 unter dem Titel "Harry Merl - Vater der Familientherapie" erschienen.

Von seinem Leben und Wirken, sowie von seiner Konversion zur "Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage", besser bekannt als Glaube der "Mormonen", erzählt Harry Merl "Im Gespräch" mit Renata Schmidtkunz.

Service

Johannes Neuhauser, Harry Merl, "Harry Merl - Vater der Familientherapie. Eine Biografie", Verlag der Bibliothek der Provinz, 2019

Patrick Desbois, "Der vergessene Holocaust. Die Ermordung der ukrainischen Juden. Eine Spurensuche", Übersetzeung von Hainer Kober, Berlin Verlag, 2009

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