Europa-Journal

EU in der Corona-Krise, Tschechien, Polen, Russland

Was bleibt nach der Corona-Krise von der Europäischen Union übrig?+++Tschechien ist Vorreiter beim Umgang mit der Corona-Pandemie+++Polen: Wahlen um jeden Preis+++Russland: Landflucht als Antwort auf Wirtschafts- und Coronakrise
Moderation: Markus Müller-Schinwald

Was bleibt nach der Corona-Krise von der Europäischen Union übrig?
In den ersten Monaten der Corona-Krise hat das Image der Europäischen Union schweren Schaden erlitten. Jeder Staat agierte für sich selbst, die Bitten um Solidarität aus Italien oder Spanien wurden lange ignoriert. Gerade jetzt sei es wichtig, das europäische Projekt wieder auf Schiene zu bringen, sagt dazu Daniela Schwarzer, die Direktorin der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik DGAP. Die wirtschaftlichen und geopolitischen Herausforderungen durch die Krise könnten die EU-Staaten nur gemeinsam lösen. Möglich ist aber auch ein Zerfall der Union. Im Interview erklärt sie, welche Schritte jetzt unternommen werden müssen, damit die Union nach der Corona-Krise stärker und geeinter dasteht als davor.

Tschechien ist Vorreiter beim Umgang mit der Corona-Pandemie
Die österreichische Bundesregierung wird nicht müde zu betonen, dass kein anderes westliches Land so schnell und so umfassend auf die Corona-Pandemie reagiert hat. Tatsächlich war Tschechien aber immer einige Tage schneller, sowohl bei der Einführung von Restriktionen als auch bei der schrittweisen Lockerung. Die Zahl der Infizierten und Toten ist eine der niedrigsten in Europa, noch einmal deutlich niedriger als die ohnehin niedrigen Werte bei uns. Trotzdem leidet das Land, das zuletzt die niedrigste Arbeitslosenrate in Europa hatte, unter den wirtschaftlichen Folgen. Die tschechische Wirtschaft ist eng mit den Nachbarländern verknüpft, die geschlossenen Grenzen sind daher ein großes Problem, berichtet Kilian Kirchgeßner.

Polen: Wahlen um jeden Preis
In Polen stehen Anfang Mai Präsidentschaftswahlen an, und die Regierung will diese Wahl auf jeden Fall durchführen. Kein Wunder, während der Corona-Krise ist ein normaler Wahlkampf praktisch unmöglich und Amtsinhaber Andrzej Duda wird praktisch täglich im Fernsehen als Krisenmanager gezeigt, in aktuellen Umfragen liegt er weit in Führung. Doch viele Gemeinden weigern sich, die Wahlkommissionen zusammenzustellen - die Regionalwahl in Frankreich, bei der viele Beisitzer sich am Wahltag angesteckt haben, ist ein abschreckendes Beispiel. Die Regierungspartei "Recht und Gerechtigkeit" hat deshalb in dieser Woche in einem umstrittenen Verfahren ein Gesetz für die Briefwahl auf Schiene gebracht. Doch jetzt protestiert die Postgewerkschaft, berichtet Jan Pallokat.

Russland: Landflucht als Antwort auf Wirtschafts- und Coronakrise
In der russischen Provinz herrscht seit vielen Jahren Landflucht - wer kann, zieht in Großstädte wie Moskau oder gleich ins Ausland. Denn Arbeitsplätze und Perspektiven sind in den ländlichen Gegenden oft rar, die Wirtschaftskrise der letzten Jahre hat die Lage noch schlimmer gemacht. Doch einige findige Moskauer versuchen, diesem Trend etwas entgegen zu setzen: sie haben die hektische Hauptstadt verlassen und lassen im Gebiet um Pereslawl-Salesski rund 140 Kilometer von Moskau entfernt altes russisches Handwerk wiederaufleben, erzeugen Käse und betreiben Bauernhöfe. Sogar der Corona-Krise mit all ihren auch für Russland verheerenden wirtschaftlichen Folgen blicken die ländlichen Klein-Unternehmer mit einer Portion Optimismus entgegen - immerhin sei ihre regionalen Mini-Betriebe weniger von der Weltwirtschaft abhängig, als andere Branchen, berichtet Carola Schneider.

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