Musik vom und fürs Minnesota Orchestra

15. April 2020, 14:05

Musik vom Orchester

Das Minnesota Orchestra unter der Leitung seines finnischen Chefdirigenten Osmo Vänskä wollte 2018/19 mit einem vier Konzerte umfassenden "American Expression Festival" mit Musik US-amerikanischer Komponisten auf die "mutige, einfallsreiche und vielfältige klassische Musiktradition des Landes" aufmerksam machen.
Gershwins am 12. Februar 1924 in New York uraufgeführte "Rhapsody in Blue" wurde als Versuch verstanden, Jazz und klassische Symphonik zu verbinden, aber nicht von allen goutiert. Jazz? "Das ist eigentlich", so Gershwin, "ein Gemisch aus vielen Dingen . Ragtime, Blues, Klassik und Spirituals, aber im Grunde ist es eine Sache des Rhythmus. Nach dem Rhythmus kommen, was die Bedeutung anlangt, die Intervalle, die dem Rhythmus eigen sind."
John Harbinsons "Remembering Gatsby" entstand 1985 und beruht auf Skizzen für eine erst 1999 uraufgeführte Oper, die auf Scott Fitzgeralds Roman "The Great Gatsby" beruht. Motive aus Harbinsons Skizzenheft und "Düfte aus dem Roman" ließen den Komponisten nicht los. Das Ergebnis: dieser "Foxtrot for Orchestra".

Musik für das Orchester

Das Orchester wurde 1903 als Minneapolis Symphony Orchestra von einem deutschen Immigranten gegründet. Chefdirigenten, Star-Dirigenten, aus Europa festigten den Ruf des Orchesters, darunter Eugene Ormandy (1931-36), Dimitri Mitropoulos (1937-49), Antal Doráti (1949-60) oder Neville Marriner (1979-86). So überrascht es nicht, dass das Orchester immer wieder Werke bei europäischen Komponisten bestellte. Ivan Eröd, der im Juni 2019 verstorbene österreichische Komponist ungarischer Herkunft, und der 1992 verstorbene Norweger Harald Saeverud lieferten Werke, die den Namen des US-Bundesstaates im Titel führen.
1958 wurde die 8. Symphonie des Norwegischen Komponisten Harald Saeverud unter der Leitung von Antal Doráti uraufgeführt. Die "Minnesota Symphony" sollte nicht nur, so Saeverud, "die Besiedelung und Entwicklung" des 1858 in den Staatenbund aufgenommenen Staates Minnesota feiern. Während der Arbeit an dem Auftragswerk hatte Saeverud, um mit seinen "Gedanken und Gefühlen ganz in die Geschichte des Staates einzutauchen", eine Landkarte vor sich. Es wurde Saeverud bewusst, dass das entstehende Werk die Geschichte der Menschheit widerspiegelte. Deutlich erkennbar wird dieser Anspruch in den Satzüberschriften: "Once Upon a Time?", "Hope and Longing", "Gay Day (Scherzo Pastorale)" -"gay" noch in der alleinigen Bedeutung von "fröhlich, ausgelassen" - und "Man and the Machine".
Eröds "Minnesota Sinfonietta" wurde 1986 im Rahmen des Sommerfestes des Minnesota Orchestra uraufgeführt. Leonard Slatkin dirigierte. Eröd hat ja oft gesagt, er möchte, dass seine Musik gehört und verstanden werde. Also müsse er sich einer Sprache bedienen, die zumindest für eine relativ große Zahl an Menschen verständlich sei. Melodik und ein ohne Gebrauchsanweisung nachvollziehbarer Aufbau, dann Jazz und Blues- Elemente und, vielleicht, an Bartóks, in den USA und für die USA geschriebenes, "Konzert für Orchester", anspielende Elemente waren Garanten für diese Verständlichkeit. Wäre es nicht an der Zeit, dass sich jemand, nicht nur in Minneapolis, dieser hervorragenden Werke besinnt?

Sendereihe

• Das Ö1 Konzert

Gestaltung

• Peter Kislinger

Übersicht

• RadioKulturhaus