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Papst Pius XII., Angelika Ritter-Grepl

Aktenfunde im Vatikan zeigen: Papst Pius XII. war persönlich über den Holocaust informiert +++ Angelika Ritter-Grepl neue Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung

1. Aktenfunde im Vatikan zeigen: Papst Pius XII. war persönlich über den Holocaust informiert

Papst Pius XII. war offenbar wesentlich präziser über den Holocaust informiert, als bislang bekannt. Im September 1942 legten ihm seine Mitarbeiter einen Bericht des amerikanischen Botschafters beim Vatikan, Myron Charles Taylor, über die Gräueltaten der Deutschen vor. Das belegen Recherchen des Kirchenhistorikers Hubert Wolf, die die Wochenzeitung DIE ZEIT in ihrer aktuellen Ausgabe veröffentlicht. Konkret ging es in dem Bericht an Pius XII. um die Liquidierung des Warschauer Ghettos und die Verschleppung Hunderttausender in Konzentrationslager. Das Kirchenoberhaupt erfuhr von Massenhinrichtungen und Massakern in Ostpolen sowie den besetzten russischen Gebieten. Dort sei "kein einziger Jude mehr am Leben." Präsident Roosevelt selbst hatte den Auftrag erteilt, den Papst zu informieren und um einen öffentlichen Protest zu bitten.
Ein Forscherteam um den deutschen Kirchenhistoriker Hubert Wolf konnte jetzt mithilfe der seit Anfang März geöffneten vatikanischen Archive rekonstruieren, dass der Papst persönlich am 27. September 1942 die brisanten Informationen erhielt.
Hubert Wolf zeigt außerdem, dass der Vatikan eigene Informationen über die Shoa unterschlug. Die Amerikaner hatten den Papst um Bestätigung der jüdischen Schreckensberichte gebeten. Und obwohl der Vatikan zu diesem Zeitpunkt bereits aus eigener kirchlicher Quelle über die Judenvernichtung Bescheid wusste, weil der Erzbischof von Lemberg im August 1942 von mehreren hunderttausend Ermordeten berichtet hatte, hielt Rom diese Informationen zurück.
Man befand außerdem, den Juden sei nicht zu trauen: In einer Stellungnahme von Kardinal Angelo Dell'Acqua aus dem Staatssekretariat hieß es, es sei "erforderlich, sich zu versichern", dass die Informationen über die Massenmorde, "der Wahrheit entsprechen, weil es auch unter den Juden leicht zu Übertreibungen kommt." Ein Protest des Papstes ist ausgeblieben.


2. Angelika Ritter-Grepl neue Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung

Die "Katholische Frauenbewegung" hat eine neue Vorsitzende: Bei der Neuwahl des kfbö-Vorstands, die aufgrund der gegenwärtigen Coronavirus-Regelungen online vonstatten ging, wurde Angelika Ritter-Grepl gewählt und übernimmt damit die Leitung der 1947 gegründeten und mit rund 100.000 Mitgliedern größten Frauenorganisation Österreichs. Die Tirolerin hat kritische Geschlechter- und Sozialforschung studiert und zuletzt als Leiterin des Frauenreferats der Diözese Innsbruck gearbeitet. - Gestaltung: Maria Harmer

Moderation: Martin Gross

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Katholische Frauenbewegung Österreichs

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