Friedrich Hölderlin

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Salzburger Nachtstudio

"Dichter in dürftiger Zeit"
Zum 250.Geburtstag von Friedrich Hölderlin
Gestaltung: Nikolaus Halmer

Die Dichtungen von Friedrich Hölderlin zählen zu den Höhepunkten der deutschen Literatur und haben die moderne Poesie entscheidend beeinflusst.
Er selbst empfand sich jedoch als Außenseiter der zeitgenössischen Gesellschaft. Der Grund dafür war seine philosophische Prämisse, die vom absoluten Sein ausging. Dieses Sein verstand der Dichter-Philosoph als die Einheit der Vielheiten, in der sich die Gegensätze, die das menschliche Leben prägen, aufheben.

Von dieser Prämisse des Absoluten ausgehend, erschien Hölderlin seine Epoche als "dürftig". Im Briefroman "Hyperion" finden sich heftige Attacken gegen das berechnende, zweckrationale Denken, speziell der Deutschen. Der Dichter "in dürftiger Zeit" hat nunmehr die Aufgabe, die Utopie eines künftigen Zeitalters hymnisch zu entwerfen, in dem eine neue allumfassende Gottheit herrscht - eine Gottheit, in der Schönheit, Natur und Intellekt vereint sein werden. Solche eine Sphäre wäre der Schauplatz einer Lebensweise, die nicht durch Vorschriften von dogmatischen Lehrmeinungen jeglicher religiöser, politischer oder philosophischer Provenienz eingeengt würde; es wäre dies "eine Revolution der Gesinnungen und Vorstellungsarten, die alles Bisherige schamrot machen würden".

Hölderlins Utopie eines absoluten, ozeanischen Seins war zum Scheitern verurteilt, das bereits im Briefroman "Hyperion" angedeutet wurde. Eine Verfallsgeschichte erlebte auch Hölderlin. Er erlitt 1806 einen völligen psychischen Zusammenbruch und verbrachte 37 Jahre im Haushalt einer verständnisvollen Tischlerfamilie in Tübingen. Manchmal schrieb er noch kurze Gedichte, die er mit Scardanelli signierte: "Das Angenehme dieser Welt hab ich genossen/Die Jugendstunden sind, wie lang! wie lang! Verflossen/April und Mai und Julius sind ferne/Ich bin nichts mehr; ich lebe nicht mehr gerne!"

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