Altes SW-Bild: jenische Musiker spielen auf ihren Instrumen, daneben eine Schar von lachenden Kindern.

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Die Jenischen: Österreichs unbekannte Volksgruppe

Die kleine Minderheit soll nun späte Anerkennung erfahren.
Gestaltung: Astrid Plank

Unscheinbar versteckt sich ein kurzer Satz im Regierungsprogramm von Türkis-Grün: "Prüfung der Anerkennung der jenischen Volksgruppe" heißt es da. Wer aber sind die Jenischen? Menschen, von denen die meisten noch nie etwas gehört haben. Doch in einigen Bundesländern, etwa in Tirol und in Niederösterreich, gibt es sie noch: Die Jenischen waren früher ein sogenanntes fahrendes Volk. Oft wurden sie in einen Topf geworfen oder verwechselt mit Roma und Sinti, was sie aber nicht sind. Im Nationalsozialismus wurden auch sie verfolgt bis hin zur Ermordung im KZ.

Die Verfolgung zwang die Jenischen, ihre traditionelle Lebensweise abzulegen und sesshaft zu werden. Nach dem Krieg wurden vielen von ihnen die Kinder abgenommen und diese in Heime gesteckt. Kein Wunder, dass die meisten der Jenischen jetzt lieber verborgen bleiben wollen: Möglichst nicht auffallen, ist bis heute die Devise. Einige tausend von ihnen dürften in Österreich leben. Im Privatbereich pflegen manche von ihnen noch ihre eigene Sprache, selbst Kinder und Jugendliche beherrschen das Jenische, das für Nicht-Eingeweihte völlig unverständlich ist.

So gibt es etwa in Loosdorf in Niederösterreich noch eine kleine Gruppe an Jenischen, Kinder verwenden ihre Sprache gerne in der Schule, um Geheimnisse vor anderen zu verbergen oder sich spielerisch zu unterscheiden. Sprachbruchstücke sind auch anderen Einheimischen vertraut, so weiß man in Loosdorf, was es bedeutet, wenn jemand eine "Gwante Butterei" wünscht: Nämlich etwas Gutes zum Essen. Eine korrekte Schreibweise gibt es nicht, denn das Jenische wurde nie verschriftlicht.

Nun könnten also die Jenischen zu einer eigenen Volksgruppe werden; bisher haben sie diesen Status nur in der Schweiz erhalten. Die Grünen haben die Forderung ins Regierungsprogramm hineinschreiben lassen, bei der ÖVP ist man noch eher zurückhaltend, die politischen Gespräche darüber haben noch nicht begonnen. Den Status als Volksgruppe zu erhalten, könnte für die Jenischen jedenfalls späte Anerkennung und Wertschätzung bedeuten.

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