Akelei

KARIN HOCHEGGER

Vom Leben der Natur

Vergessene Blütenpracht

Blumen-Moden.
Die Ökologin Karin Hochegger spricht über Lieblingspflanzen aus vergangenen Zeiten.
Teil 2: Tulpenfieber und Nelkenmanie
Gestaltung: Renate Pliem

Blumen begleiten den Menschen schon seit Jahrtausenden. Man legte Gärten an, nicht nur, um sich zu ernähren, sondern auch, um sich an der Schönheit der Blütenpflanzen zu erfreuen. Blumen wurden in Mythen verewigt, in Gedichten besungen und erschienen auf zahlreichen Abbildungen. Blumen-Moden entstanden.

Das Mittelalter war die Zeit der Rose und der Lilie, aber auch der Akelei. Diese Blütenpflanze ist sehr kunstvoll aufgebaut: Die Blätter sind dreigeteilt und die Blüte besteht aus fünf Teilen. Im Volksmund heißt die Akelei deshalb "Fünf Vögerl zusamm" - sie sieht aus, als würden fünf Tauben ihre Köpfe zusammenstecken.
Eine weitere Pflanze, die im Mittelalter sehr geschätzt wurde, war das Duftveilchen, Viola odorata.

Ab der Renaissance ändern sich die Blumen-Moden. Durch Entdeckungsreisen kommen Pflanzen von weither, sie werden gehandelt, und es wird mit ihnen spekuliert. Das "Tulpenfieber" bricht im 17. Jahrhundert aus: Tulpen mit flammenartigen Farbnuancen und gebrochenen Tönen von Gelb, Orange und Rot kommen in Mode. Doch diese aufsehenerregenden Muster werden durch einen Virus hervorgerufen, die Pflanzen sind daher kränklich und können die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen. Der nächste Hype sind die Gartennelken, die in vielen unterschiedlichen Sorten und Farben gezüchtet werden.

Drei Duftpflanzen wehten durch das 18. und 19. Jahrhundert: Levkoje, Resede und Duftwicke. Sie sind heute kaum mehr in Gärten zu finden, wohl auch deshalb, weil sich die Blumen-Moden stark geändert haben: Heute wird viel mehr auf ganzjährige sichtbare Blütenpracht Wert gelegt, der Duft ist in den Hintergrund gedrängt worden.

Eine Pflanze, die sich über viele Jahrhunderte behauptet hat, ist die Rose. Die Alten Rosen wie Rosa Alba, Essigrosen und Damaszenerrosen blühen nur zwei Wochen im Jahr. Aus China wurden Rosen eingeführt, die länger blühen, zahlreiche Teehybride-Züchtungen entstanden. Doch die Alten Rosen überdauerten in einigen Gärten, und so konnte der britische Züchter David Austin im 20. Jahrhundert die Englischen Rosen entwickeln - sie haben den Duft und die Blütenform der Alten Rosen, aber auch eine lange Blühdauer.

Service

GESPRÄCHSPARTNERIN:
DI Dr. Karin Hochegger
Ökologin und Gartenbuchautorin

BÜCHER VON KARIN HOCHEGGER:
Gewürzkräuter für den Hausgarten.
Österreichischer Agrarverlag

Zauberhafte Bauerngärten. Idyllische Vielfalt auf kleinstem Raum.
Cadmos Verlag

Blumenwiesen im naturnahen Garten.
Dörfler Verlag (wird im Oktober neu aufgelegt)

Gartenschätze. Lieblingspflanzen aus vergangenen Zeiten.
Österreichischer Agrarverlag (nur mehr antiquarisch erhältlich)


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