Strache geht durch eine Türe mit Mundschutz

APA/HELMUT FOHRINGER

#doublecheck - das Ö1 Medienmagazin

Große Bühne für den Anti-Helden
Ein Jahr nach der Veröffentlichung des Korruptionsvideos von Ibiza ist Heinz-Christian Strache zurück. Als zentrale Figur im angelaufenen Untersuchungsausschuss und als Wahlkämpfer. Er will in die Politik zurück, und er bekommt dafür in vielen Medien eine Bühne. Machen Journalisten sich zum Helfer eines Gescheiterten, der in der Politik nichts mehr verloren hat? Wie sollen die Medien mit Strache jetzt umgehen? Das Comeback des Anti-Helden bedeutet auch ein journalistisches Dilemma.
Moderation und Gestaltung: Rosanna Atzara, Nadja Hahn und Stefan Kappacher

Das Titelblatt in der "Krone bunt"

Nach Ibiza hat die reichweitenstarke "Kronen Zeitung" mit dem Ex-Vizekanzler gebrochen. Strache wollte "Zack zack zack" das Blatt an die vermeintliche russische Oligarchen-Nichte verscherbeln, das hat zu einem Vernichtungsfeldzug des Boulevardblatts gegen ihn geführt. Umso erstaunlicher war ein Interview mit dem Ehepaar Strache zum Ibiza-Jahrestag, mitfühlend und verständnisvoll, die beiden händchenhaltend auf der Titelseite. Aber Strache hatte auch im Fernsehen formatfüllende Auftritte, die zum Teil sehr kritisch kommentiert wurden. Gleichzeitig drängten Fahndungsfotos des Lockvogels und das Ibiza-Video selbst die Korruptions-Phantasien Straches medial in den Hintergrund.

Das ewige Problem mit den Bildern

Die Gier, mit der sich Boulevard und Qualitätsmedien auf die Bilder der vermeintlichen Oligarchen-Nichte gestürzt haben, die mit wenigen Ausnahmen auch unverpixelt veröffentlicht wurden, beleuchtet einmal mehr den sorglosen Umgang mit Pressefotos hierzulande. Beim missglückten Auftritt von Sebastian Kurz im Kleinwalsertal war der Hausfotograf des Kanzleramts mit, und dessen Bild von einem harmlosen Bürgerinnenkontakt des Kanzlers fand den Weg in die meisten Medien. Die eigentliche Geschichte - dass es ein Problem mit den Corona-Abstandsregeln gab - war hingegen auf Videos dokumentiert und hat Kurz so unter Druck gebracht, dass er persönlich bei Chefredakteuren angerufen hat, um den Schaden zu begrenzen. #doublecheck zeigt, wie Message Control außer Kontrolle geriet.

Nach der Kurzarbeit das Sparprogramm?

In allen österreichischen Medienhäusern ist das Anzeigengeschäft eingebrochen, die Kurzarbeit soll helfen, die Jobs zu halten. Bald laufen die ersten drei Monate ab, und viele planen eine dreimonatige Verlängerung bis in den Herbst. In den Redaktionen ergeben sich durch die Kurzarbeit oft Herausforderungen: Es gibt viel zu berichten, aber die Journalistinnen und Journalisten dürfen nicht so viel arbeiten wie sonst. Auch im Anzeigengeschäft stellen sich Medienhäuser die Frage: Ab wann lohnt es sich wieder, ein Geschäft zu machen? Oder ist die Kurzarbeit das bessere Geschäft?

Aderlass beim Grundversorger APA

Große Unsicherheit herrscht jedenfalls in allen Redaktionen, ob nach der Kurzarbeit die großen Sparpakete kommen, nach dem Motto: Es ging ja auch mit weniger Mitarbeitern. Bei der Austria Presse Agentur ist ein großer Schnitt schon fix: Mitten in der Pandemie hat die APA-Geschäftsführung angekündigt, nächstes Jahr insgesamt 25 Stellen zu streichen - durch Nicht-Nachbesetzungen, aber auch durch elf Kündigungen. In der Redaktion sollen 15 Journalistinnen und Journalisten betroffen sein - das sind mehr als zehn Prozent der gesamten APA-Redaktion.

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