APA/ERWIN SCHERIAU
Punkt eins
Realität auf der Alm
Harte Arbeit und "heile Welt" zwischen Kuhurteil, Nutzungskonflikten und Wirtschaftlichkeit.
Gast: Dipl.-Ing. Franz Bergler, Alminspektor der Steiermark, Lektor am Institut für Nutztierwissenschaften, Universität für Bodenkultur, Wien.
Moderation: Barbara Zeithammer.
Anrufe kostenlos aus ganz Österreich unter 0800 22 69 79
E-Mails an punkteins(at)orf.at
15. Juni 2020, 13:00
In diesen Tagen, Mitte Juni, traditionell rund um Pfingsten, werden die letzten Rinder, Schafe und Ziegen auf die Almen getrieben oder gefahren; die Hochalmen werden bestoßen, wie der Fachmann sagt, die Bergwiesen und Almweiden auf über 1.700 m Seehöhe.
Etwa 9.000 Almen gibt es in Österreich; sie machen ungefähr ein Fünftel der Gesamtfläche des Landes aus und sind Sommerquartier für jährlich rund 460.000 Nutztiere. Somit prägen diese über Jahrhunderte gepflegten, menschengemachten Lebensräume das Landschaftsbild ganz entscheidend. Almen zählen zu den artenreichsten Gebieten der Erde und eine dem Standort angemessen bewirtschaftete Alm, schützt die Ressource Boden und die Siedlungen im Tal zum Beispiel vor Gefahren wie Murgängen. Almen erlauben die Haltung von bis zu einem Drittel mehr Heim-Vieh und sind auch eine zentrale Grundlage für alpinen Tourismus - im Sommer wie im Winter. Die Bergwiesen und Almweiden sind längst zu einer Art Symbol für Heimat, ursprüngliche Natur und "heile Welt" geworden.
Mit diesen vielfältigen Funktionen und Nutzungen befindet sich die Almwirtschaft, die seit Jahren massiv gefördert werden muss, um einigermaßen rentabel betrieben werden zu können, in einem Spannungsfeld, das durch neue Herausforderungen und Veränderungen vergrößert wird: die Konsequenzen aus dem so genannten "Kuhurteil", das der OGH vor Kurzem bestätigt hat; moderne (schwerere) Rinderrassen, die den Boden nachhaltig verändern; ein markanter Wandel in der Bewirtschaftungsform - immer weniger klassische Melkalmen; der Wunsch nach verstärkter Erschließung, etc.
Franz Bergler hat diesen Wandel seit seiner Kindheit erlebt - zunächst am elterlichen Bergbauernhof im Ausseerland, dann in vier Sommern als Halter auf einer abgelegenen Alm und seit genau 30 Jahren als steirischer Alminspektor für fast 2.000 Almen in dem Bundesland - Almwirtschaft ist Ländersache. Er überwacht deren Bewirtschaftung, erstellt Almwirtschaftspläne, regelt Nutzungsrechte und lehrt außerdem Almwirtschaft an der Universität für Bodenkultur. Er ist Mediator und Gutachter, koordiniert Fachtagungen und hat den Tag der Almen ins Leben gerufen. Vor allem aber versucht Franz Bergler alle für den Erhalt dieser besonderen Lebensräume zu begeistern und alle, die die Almen nutzen, aufzuklären - über die Notwendigkeit eines respektvollen Miteinanders.
Der steirische Alminspektor Franz Bergler ist zu Gast bei Barbara Zeithammer und die Hörer*innen sind wie immer herzlich eingeladen, sich an dem Gespräch zu beteiligen: per Telefon unter 0800 22 69 79 - kostenfrei aus ganz Österreich - oder Sie schreiben ein E-Mail an punkteins(at)orf.at
Sendereihe
Gestaltung
- Barbara Zeithammer
Playlist
Urheber/Urheberin: Albins Alpin Quintet
Titel: Heuschlag
Ausführender/Ausführende: Albins Alpin Quintet
Länge: 02:09 min
Label: altrisuoni
Urheber/Urheberin: Albins Alpin Quintet
Titel: Ruessiflue
Ausführender/Ausführende: Albins Alpin Quintet
Länge: 02:06 min
Label: altrisuoni
Urheber/Urheberin: Albins Alpin Quintet
Titel: Heitertannli
Ausführender/Ausführende: Albins Alpin Quintet
Länge: 02:27 min
Label: altrisuoni