Medizin und Gesundheit

Hilfe bei Schlafstörungen

In einer Untersuchung der Meduni Wien aus dem Jahre 2016 zeigte sich, dass knapp 50 Prozent der Bevölkerung mit nicht-erholsamen Schlaf zu kämpfen haben. Frauen sind deutlich häufiger als Männer betroffen. Ein klassisches Volksleiden also.
Die vergangenen Monate haben diese Situation ungünstig beeinflusst. Es berichten Viele, vor allem in der Phase des Lock-Downs, über geänderte Schlafgewohnheiten. So traten, laut der statistischen Auswertung eines psychologischen Dienstes im chinesischen Wuhan, bei 20 Prozent der Hilfesuchenden Schlafstörungen auf - deutlich mehr als sonst. Die Zahl deckt sich auch mit ersten Erhebungen, die in Österreich ein ähnlich starkes Ansteigen verzeichnen. Eine internationale Studie versucht nun, die Auswirkungen der Pandemie auf den Schlaf zu evaluieren. Zudem bietet etwa die Universitätsklinik Innsbruck auch eine Spezialsprechstunde für Personen an, die eine COVD-19-Erkrankung durchgemacht haben und seitdem an Schlafstörungen leiden.

Lange Stunden zwischen eins und fünf

Insomnien sind ein weltweit verbreitetes Gesundheitsproblem und nicht nur das. Laut einer Analyse der Denkfabrik Rand Europe gehen der deutschen Wirtschaft jährlich bis zu 57 Milliarden Euro und 200.000 Arbeitstage durch Schlafmangel verloren.
Angesichts der unsicheren wirtschaftlichen Zeiten, die uns krisenbedingt bevorstehen, werden psychische Erkrankungen und depressive Verstimmungen die Zahl der unfreiwillig wachen Phasen zwischen eins und fünf vermutlich noch erhöhen.

Gute Schlafhygiene wichtig

Oft wird der Schlaflosigkeit mit der Einnahme von Medikamenten begegnet. Auch wenn das für kurze Zeit im Einzelfall helfen mag, kann die länger dauernde Anwendung von Psychopharmaka mehr schaden als nützen. Zumal die Insomnie ein multifaktorielles Geschehen darstellt. Während Menschen mit gesegnetem Schlaf so leicht nichts aus der Bettruhe bringen kann, können bei Personen, die an Schlafstörungen leiden, eine ganze Reihe von Umständen dazu führen, dass sie sich stundenlang in den Federn wälzen. Hier ist auf eine gute Schlafhygiene zu achten. Zwei Dinge sollte man, demzufolge unterlassen: Untertags zu schlafen, da dies den Schlafdruck, der normalerweise über den Tag aufgebaut wird, verringert. Zum anderen: Wach im Bett liegen. So sei es besser, etwas später ins Bett zu gehen, als auf den Schlaf zu warten, meint die Neurologin und Schlafexpertin Anna Heidbreder von der Universität Innsbruck.

Krankhafte Schlafattacken und neurologisch bedingte Schlafstörungen

Als echte "Schlafkrankheit" oder "Schlummersucht" gilt die Narkolepsie. Ein Mangel des Botenstoffes Hypokretin sorgt für eine Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus und damit dafür, dass die Betroffenen unvermittelt und überall einschlafen. Auch das "Restless Legs Syndrom" sorgt für gehörige Unruhe im Bett. Eine Fehlsteuerung der Informationen im Gehirn in Zusammenhang mit dem Dopaminstoffwechsel dürfte dabei ursächlich sein. Der genaue Krankheitsmechanismus dieser überaus belastenden Störung ist jedoch noch nicht geklärt.
Im Schlaflabor lassen sich die Spielarten der Schlafstörungen identifizieren. Dann kann eine individuell maßgeschneiderte Therapie erstellt werden. Muskelspannung, Herz- und Atemfrequenz sowie Hirnströme werden dabei aufgezeichnet. Am häufigsten sind die Atemaussetzer im Schlaf, sowie Insomnien, also Ein- und Durchschlafstörungen.

In der aktuellen Ausgabe des Radiodoktors stellen Ihnen Univ.-Prof.in Dr.in Karin Gutiérrez-Lobos und ihre Gäste aktuelle Strategien bei Insomnien vor.


Reden auch Sie mit! Wir sind gespannt auf Ihre Fragen und Anregungen. Unsere Nummer: 0800/22 69 79, kostenlos aus ganz Österreich.

Fragen:
Haben Sie in der Zeit des Lock-Downs vermehrt an Schlafstörungen gelitten?
Wurden Sie bereits einmal in einem Schlaflabor untersucht?
Welche Behandlungsoptionen wurden Ihnen angeboten?
Haben Sie Tipps für einen guten Schlaf?

Eine Sendung von Dr. Ronny Tekal und Dr. Christoph Leprich

Service

Weiterführende Informationen:
Dr.in Brigitte Holzinger, Psychologin, Psychotherapeutin und Schlafcoach
Institut für Bewusstseins- und Traumforschung
Canongasse 13/1
A-1180 Wien
Tel.: +43/699/101 99 042
E-Mail
Homepage

Dr.in Anna Heidbreder, Fachärztin für Neurologie
Spezialambulanz für Schlafstörungen und Schlaflabor der Universitätsklinik für Neurologie Innsbruck
Christoph-Probst-Platz, Innrain 52
A-6020 Innsbruck
Tel. +43/512/9003 - 0
E-Mail
Homepage

LINKS:
Aktuelle Online-Untersuchung zur Auswirkung der COVID-19-Pandemie auf den Schlaf
[Österreichische Gesellschaft für Schlafmedizin
Der Traum vom gesunden Schlaf
Schlafstörungen durch das Coronavirus (tirol@orf.at 2020)
Minimed zu Schlafstörungen
Minimed zur Narkolepsie
Nicht-medikamentöse Behandlungsansätze
Studie: Österreicher leiden häufiger an Schlafproblemen als früher
Finding the sweet spot of a good night's sleep
Nichtorganische Schlafstörungen

Naturheilkundliche Behandlung von Schlafstörungen und Ängsten

Schlaflosigkeit - Blaues Licht senkt Melatoninspiegel
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Phytotherapeutika - Wie harmlos sind sie wirklich
Was vertreibt die Insomnie?
Institut für Schlaf-Wach-Forschung

BÜCHER:
Brigitte Holzinger, Gerhard Klösch
Schlafcoaching: Wer wach sein will, muss schlafen
Goldegg Verlag 2013

Thomas Pollmächer
Handbuch Schlafmedizin
Urban&Fischer/Elsevier Sept. 2020

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