August Schmölzer

August Schmölzer - MANFRED WEISS

Gedanken für den Tag

August Schmölzer über das Erzählen

"Worte bewegen" - Über die Notwendigkeit des Erzählens, von Mensch zu Mensch von August Schmölzer, Schauspieler

Ich weiß nicht mehr, wann genau ich das erste Mal bewusst eine Erzählung wahrgenommen habe. Ich glaube, ich war vier oder fünf Jahre alt. Es war mitten in der Nacht und draußen wütete ein schweres Gewitter über unserem Bauernhof. Meine beiden Brüder und ich saßen um den Kuchltisch. Wir hatten Angst und wollten nicht mehr im Bett bleiben.

Die Kuchl war nur spärlich mit geweihten Kerzen aus Mariazell beleuchtet. Draußen herrschte Weltuntergang und wir aßen Essiggurken und selbstgemachtes Brot. Meine Mutter schaffte es, uns drei Buben mit Geschichten von unseren Schutzengeln, die der weißbärtige liebe Gott jedem von uns vom Firmament herabschickte, in eine andere Welt zu verführen.

Ihre Erzählweise war so eindringlich, dass wir darüber die Angst vor dem Gewitter verloren. Mein Vater, der während eines solchen Gewitters immer draußen im Stall bei den Tieren und im Wirtschaftsgebäude war, hatte andere Aufgaben. Er wachte darüber, dass die Kühe, Schweine, Hühner ruhig blieben und sollte ein Blitz in das Wirtschaftsgebäude oder Haus einschlagen, konnte er sofort reagieren. Er aß keine Essiggurken mit Brot, sondern nahm sich Schnaps als Stärkung mit.

Meine Mutter hatte durchaus ein künstlerisches Talent. Sie zeichnete mit einem Tintenbleistift Tiere auf die Ziegelstaub-Tischplatte. Zu allem fiel ihr eine Geschichte ein. Später, als wir den ersten Fernseher der Gegend hatten, mit einem Programm, schauten wir bei einem Gewitter lieber fern als Mutters Geschichten zu hören. Außer, wenn irgendwo ein Blitz die Stromleitung gekappt hatte. Dann kuschelten wir uns an unsere Mutter und baten sie um ihre Zeichnungen und Geschichten.

Service

Stieglerhaus
August Schmölzer

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Herbert Blendinger/geb.1936
Bearbeiter/Bearbeiterin: Walter Klasinc /Arrangement
Album: STEIRISCH AUFG'SPIELT?! - VIOLARRA SPIELEN ZEITGENÖSSISCHE KOMPOSITIONEN
* Andante - 2.Satz (00:01:32)
Titel: Sonatine für Viola und Klavier op.02/1 / Bearbeitung für Viola und Gitarre 1988
Ausführende: Violarra
Ausführender/Ausführende: Helfried Fister /Viola
Ausführender/Ausführende: Johann Palier /Gitarre
Länge: 01:32 min
Label: Barré Records 201101 STB 11/08

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