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Radiogeschichten

Blind, tobend und gefährlich

"Rot vor Augen" von Lina Meruane. Aus dem Spanischen von Susanne Lange. Es liest Irina Wanka.

Eine Sendung der Ö1 Themenwoche Hören.

Im Nebenzimmer pulsiert die Party, hinter der Netzhaut das Blut. "Blut, so erschaudern schön, wie ich es nie zuvor gesehen hatte." Es ist das Letzte, das die junge Chilenin Lucina auf dem einen Auge sehen wird. Ihre Ärzte hatten sie gewarnt: Sie ist Diabetikerin, die Adern in ihren Augen sind zum Platzen gespannt und nun ist es passiert. Lucina erblindet. Ob für immer, weiß keiner.

Die chilenische Schriftstellerin Lina Meruane wollte zuerst über eine selbst erlebte, vorübergehende Erblindung schreiben, doch die Geschichte verselbstständigte sich gemeinsam mit ihrer unerbittlichen Protagonistin Lucina. Und diese Fiktion war zu reizvoll, sagte die mehrfach ausgezeichnete, in New York lebende Schriftstellerin, über ihren 2018 auf Deutsch erschienenen Roman.

Während draußen die zu Schemen verkommene Welt lärmt, explodieren drinnen die Gedanken. Wütend und gereizt sprudeln die Sätze aus Lucina, die ihren Krankheitsverlauf erzählt - mit seinen Stadien der Anpassung, Hoffnung, Ohnmacht, Abhängigkeit und der Frage, wie viel die Kranke vom Gesunden fordern kann.

Ausschnitte aus dem Roman "Rot vor Augen" von Lina Meruane hören Sie im Rahmen der Hören-Woche in Ö1.

Gestaltung: Antonia Löffler

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Lina Meruane: "Rot vor Augen". Aus dem Spanischen von Susanne Lange. Arche Literatur Verlag 2018

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  • Antonia Löffler

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