Tonspuren

"Gesang der Fassungslosigkeit".
Thomas Harlans "Heldenfriedhof".
Feature von Ulrike Janssen
(Übernahme WDR 2017)

Thomas Harlan (1929-2010), Autor und Filmemacher, war der Sohn des Regisseurs Veit Harlan; dessen Propagandafilm "Jud Süss" in den Augen des Sohnes ein "Mordwerkzeug" war. Die nationalsozialistischen Verbrechen, die Schuld der Täter und ihre Verfolgung machte Thomas Harlan zu seinem Lebensthema.

"Heldenfriedhof": ein radikaler Roman von großartiger Sprachkraft und ein Rätsel, nahezu unlesbar und zugleich ganz intensives Lektüreerlebnis. So beschreiben Literaturkritiker und -wissenschaftler ihre Leseerfahrung mit Thomas Harlans letztem Roman, den der 70-Jährige in der Berchtesgadener Klinik schrieb, in der er - schwer lungenkrank - die letzten zehn Jahre seines Lebens verbrachte.

Im Mittelpunkt des Romans, dessen Inhalt kaum zu erzählen ist, stehen Akteure der "Aktion Reinhardt". Mit diesem Namen werden heute die Verbrechen bezeichnet, in denen in den Vernichtungslagern Belzec, Sobibor und Treblinka zwischen Juli 1942 und Oktober 1943 über zwei Millionen Juden sowie rund 50.000 Sinti und Roma ermordet wurden. Die letzte Station der Täter dieser "Aktion Reinhardt" war San Sabba, ein Konzentrationslager in einer alten Reismühle in Triest. Hier ist auch die Mutter der fiktiven Hauptfigur des Romans, Enrico Cosulich, verschwunden.

Cosulich macht sich auf die Suche nach den Tätern, spürt sie in der Bundesrepublik und in Österreich auf, obwohl sie vielfach unter anderem Namen nach 1945 eine neue Karriere begonnen haben. Erfindungen dienten dazu, hat Thomas Harlan gesagt,"die Wahrheit zu vertiefen".

Der Roman "Heldenfriedhof", erschienen 2006, ist eine unauflösbare Mischung aus Fakten und Fiktionen und ein Solitär in der deutschsprachigen Literatur. Thomas Harlan hat hier seine lebenslange obsessive Bemühung um die Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in einen Roman verwandelt, in dem historische Recherchen und literarische Erfindungen, kalte Tatsachenberichte und poetische Überhöhungen in einem einzigartigen Kunstwerk zusammenfließen. Seine Wirkung beruht auf der Suggestionskraft und der äußersten Musikalität seiner Sprache, die das Feature mit der Stimme Hanns Zischlers wahrnehmbar macht. Denn, so Thomas Harlan im Gespräch mit der Literaturkritikerin Sieglinde Geisel: "Nur was man singen kann, ist hörbar".

Service

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Sendereihe

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Johann Sebastian Bach
Titel: Partita Nr.2 in c-moll BWV 826 für Klavier
* Sinfonia - 1.Satz (00:04:11)
Solist/Solistin: Glenn Gould /Klavier
Länge: 04:12 min
Label: CBS MK42402

Urheber/Urheberin: Jun Myake
Titel: Abalonsight
Ausführender/Ausführende: Jun Myake
Länge: 02:03 min
Label: Yellowbird Records LC -18386

Urheber/Urheberin: Jun Myake
Titel: The Here and After
Ausführender/Ausführende: Jun Myake
Label: Yellowbird Records LC -18386

Urheber/Urheberin: Kim Dae Hwan
Titel: Rototom Harley Pipe
Ausführender/Ausführende: Kim Dae Hwan
Label: Free Music Moogu SCD 332

Urheber/Urheberin: Roman Bunka
Titel: Piano Krähe Amsel
(Eigenkomposition)
Ausführender/Ausführende: Roman Bunka

Urheber/Urheberin: Ronan Guilfoyle
Titel: Exit/The Sligo Maid
Ausführender/Ausführende: Martin Nolan
Label: Permission Music Productions Pmp 106

Urheber/Urheberin: Grace Yoon
Titel: Butterflyscape
(Eigenkomposition)
Ausführender/Ausführende: Grace Yoon
Länge: 01:20 min

Urheber/Urheberin: Grace Yoon
Titel: Liviascape
(Eigenkomposition)
Ausführender/Ausführende: Grace Yoon
Länge: 09:10 min

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