AMS-Schild

APA/GEORG HOCHMUTH

Punkt eins

Jugend ohne Arbeit

Wird der Einstieg in den Arbeitsmarkt für junge Menschen ein Hürdenlauf, den immer weniger gewinnen?
Gäste: Julia Bock-Schappelwein, Ökonomin am Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung & Susanne Hofer, Bundesjugendvorsitzende des Österreichischen Gewerkschaftsbunds.
Moderation: Elisabeth Scharang.
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Im November waren in Österreich 64.821 Jugendliche und junge Erwachsene beim AMS als arbeitsuchend gemeldet oder als Schulungsteilnehmer*innen vermerkt. Das sind fast 8.000 Personen, also über 26%, mehr Arbeitslose unter 25 Jahren als im Vergleichszeitraum 2019.

Nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa steigt die Jugendarbeitslosigkeit drastisch an. Wird es wie nach der Finanzkrise 2008/09 schnelle Maßnahmen auf europäischer Ebene geben, um der schwierigen Arbeitsmarktsituation für junge Menschen entgegen zu steuern?

"Eine länger andauernde Arbeitslosigkeit kann Narben hinterlassen, die nicht mehr verschwinden", sagt die Ökonomin Julia Bock-Schappelwein. Junge Menschen sind die ersten Betroffenen, sobald die Konjunktur einbricht; das weiß man von früheren Rezessionen. Sie sind die Ersten, die entlassen werden, bevor man erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kündigt. Sie haben oft noch befristete Verträge oder machen ein Praktikum und diese prekären Arbeitsverhältnisse werden in Krisenzeiten zu allererst aufgelöst. Und nicht zuletzt treffen junge Menschen, die zurzeit mit der Ausbildung fertig werden, auf weniger offene Stellen, für die sie sich bewerben können. Wenn man von einem BIP-Einbruch von 7 bis 8 Prozent in Österreich ausgeht, dann wirkt sich das dramatisch auf den Arbeitsmarkt für die Jungen aus.

"Menschen zwischen 15 und 25 sind keine homogene Gruppe. Wir brauchen also eine Vielzahl an Unterstützungsmaßnahmen, die sehr schnell greifen müssen, um große Ausbildungslücken und längere Arbeitslosigkeit zu verhindern, die gerade in diesen jungen Jahren fatale Langzeitfolgen haben können", betont Julia Bock Schappelwein, die für das WIFO forscht. Die Arbeiterkammer fordert ein "Jugendrettungspaket" und Susanne Hofer von der Gewerkschaft spricht von einem "Corona-Notausbildungsfonds". "Wir haben schon 2008 gesehen, dass Lehrstellen nicht nur temporär verschwinden. Wenn Ausbildungsplätze verloren gehen, braucht es lange, um sie wiederaufzubauen", mahnt die Bundesjugendvorsitzende des Österreichischen Gewerkschaftsbunds.

Das Arbeitsmarktservice kündigte bereits die Erhöhung der Kapazitäten für die Ausbildung in überbetrieblichen Lehrwerkstätten von rund 10.000 auf 14.000 Personen an. Damit sollen jene Jugendlichen eine Ausbildung bekommen, für die kein Betrieb und keine Lehrstelle gefunden wurde. Außerdem wurde der "Lehrlingsbonus" eingeführt. Unternehmen, die einen Lehrling zwischen 16. März und 31. Oktober 2020 neu eingestellt haben, erhielten einen Bonus von bis zu 3.000 Euro.

Aber für die Gewerkschafterin Susanne Hofer sind diese Strategien nicht genug und vor allem zu kurzfristig gedacht. Es brauche eine Strategie für die langfristige Beschäftigung in Betrieben für BerufseinsteigerInnen. Hier müsse man mehr Jobs schaffen, und wenn es diese in der Privatwirtschaft nicht gäbe, brauche es mehr Angebote im öffentlichen und gemeinnützigen Sektor.

Wird sich der Arbeitsmarkt für junge Menschen durch die Auswirkungen der Pandemie nachhaltig in den nächsten zwei bis drei Jahren verändern? Wie unterschiedlich ist die Situation am Lehrstellenmarkt in Ballungsgebieten wie Wien im Vergleich zu anderen Bundesländern? Wer kann sich das Studium leisten, wenn es keine Nebenjobs mehr gibt? Und wirkt sich der Einbruch auf dem Arbeitsmarkt auch bei den jungen Frauen stärker aus - wie es im Erwachsenensektor der Fall ist?

Elisabeth Scharang diskutiert mit den beiden Expertinnen Julia Bock-Schappelwein und Susanne Hofer und fragt nach Ihren Erfahrungen und Ihrer Meinung.

Sie erreichen uns telefonisch während der Sendung unter 0800 22 69 79 wie immer kostenlos aus ganz Österreich oder per E-Mail an punkteins(at)orf.at

Sendereihe

Playlist

Urheber/Urheberin: Ray Davies
Titel:
Wonderboy
Ausführender/Ausführende: The Kinks
Länge: 02:50 min
Label: Pye Records

Urheber/Urheberin: Jack White
Titel: We're Going to Be Friends
Ausführender/Ausführende: The White Stripes
Länge: 02:22 min
Label: V2 Records

Urheber/Urheberin: Slow Magic
Titel: Youths
Ausführender/Ausführende: Slow Magic
Länge: 03:18 min
Label: Slow Magic (Eigenverlag)

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