Sebastian Kurz

APA/GEORG HOCHMUTH

doublecheck - das Ö1 Medienmagazin

Der Journalismus im Schnelltest

Die Krisenkommunikation der Regierung ist selbst in der Krise. In der November-Ausgabe von #doublecheck hat der Experte für Krisenkommunikation Martin Zechner aufgezeigt, wie man da herauskommen könnte. Mit neuem Setting, mehr Experten, weniger Marketing und mehr Substanz. Das Gegenteil ist passiert. Der Bundeskanzler hat mit seinem nicht abgesprochenen Vorstoß für COVID-Massentests eine Marketing-Bombe gezündet. Und die Medien spielen mit.
Moderation und Gestaltung: Rosanna Atzara, Nadja Hahn und Stefan Kappacher.

Ein Satz und die Republik rotiert

Es war Polit-Marketing aus dem Lehrbuch, als ÖVP-Obmann Bundeskanzler Sebastian Kurz den Auftritt in der ORF-Pressestunde vor Beginn des Lockdowns zu einem Befreiungsschlag aus seiner Sicht nutzte. Österreich werde nach dem Vorbild der Slowakei Massentestungen durchführen, um den Menschen ein sicheres Weihnachten im engen Familienkreis zu ermöglichen, hat Kurz angekündigt. Die Kritik, dass das schlecht vorbereitet und wenig durchdacht war, was sich zuletzt bestätigt hat, ließ der Kanzler einfach abprallen. Er hatte die Schlagzeilen gekapert - nicht nur für einen Tag, sondern für Wochen. Keine Rede mehr vom Versagen seines Krisenmanagements, von offensichtlichen Unstimmigkeiten innerhalb der Regierung, fast schon vergessen die Aufarbeitung der politischen Verantwortung für das Behördenversagen vor dem Terroranschlag von Wien mit Toten und Verletzten.

Anschlag, Medien und Muslime

Die Berichterstattung über den Anschlag hat nicht den Islam zum Problem gemacht, da ging es schlicht um den Terroristen. Aber das Verhältnis zwischen Muslimen und Medien ist angespannt. Medial kommt der Islam meist in Zusammenhang mit Gefahr, Problemen und Terror vor. Die Politik beeinflusst das maßgeblich mit ihrer eigenen Rhetorik, war doch bald nach dem Anschlag auch die Rede von rechtlicher Handhabe gegen den "Politischen Islam". Eine Gesprächsbasis auf Augenhöhe mit den muslimischen Mitbürgern fehlt, erzählen uns muslimische Journalisten und Journalistinnen. Sie haben es oft nicht leicht, überhaupt in Redaktionen reinzukommen. Sind sie einmal dort, werden sie oft auf das Thema Islam beschränkt. Um das aufzubrechen, gibt es ab Dezember ein neues Magazin über muslimisches Leben in Österreich, es heißt "Qamar". Das Ziel: mit Muslimen reden statt über sie.

Großer Werbekuchen statt Reformen

Im Corona-Jahr war medienpolitisch Schadensbegrenzung angesagt. Sonderförderungen für die Verlage, denen Werbeeinnahmen weggebrochen sind. Eine Rot-Kreuz-Kampagne, die von der Regierung getragen worden ist und viel Geld gekostet hat. Und am Ende eine 210-Millionen-Euro Ausschreibung für vier Jahre Regierungswerbung auf teurem Krisen-Niveau. Der ORF spart indessen krisenbedingt Zig-Millionen ein, die überfällige Novelle zum ORF-Gesetz mit endlich mehr Spielraum für digitale Angebote lässt auf sich warten. Und die Kanzlerpartei ÖVP hält im Stiftungsrat die Fäden fest in der Hand. #doublecheck hat mit Hans Peter Haselsteiner, der sechs Jahre für die NEOS in dem Gremium war und jetzt ausscheidet, über parteipolitische Einflüsse gesprochen.

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