Burschenschafter in Uniform

APA/HERBERT P. OCZERET

Betrifft: Geschichte

Soziokulturelle Schubumkehr

Von der Revolution im Jahr 1848 zu Deutschnationalismus und Antisemitismus
mit: Wolfgang Häusler, Historiker und emeritierter Professor an der Universität Wien
Gestaltung: Hanna Ronzheimer

Die Debatte um rechtsextreme "Einzelfälle" und die Positionierung der FPÖ und der Burschenschaften hat 2020 mit der Parteispaltung ihren Höhepunkt scheinbar überschritten. Um die Wurzeln des Antisemitismus in Österreich zu erforschen, kann man bis ins Mittelalter zurückgehen. Während der Kreuzzüge gab es zahlreiche Angriffe auch auf jüdische Gemeinden in Österreich. Als die Pest grassierte, wurden Juden als Verursacher beschuldigt, sie hätten die Brunnen vergiftet und die Seuche verursacht.

Wichtige Weichenstellungen für einen strukturellen Antisemitismus werden jedoch auch im 19. Jahrhundert gelegt. Das Leben und Wirken des österreichischen Politikers und Theologen Dr. Anton Füsters als "Priester der Revolution" von 1848, die wesentlich von Studenten und "Doktoren der Revolution" (H. Heine) getragen wurde, ist hier exemplarisch. Wie konnte es geschehen, dass sich der demokratische Impuls des Sturmjahrs in den Burschenschaften seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in völkisch-rassistischen Deutschnationalismus und Antisemitismus verkehrte? Die Dynamik dieser fatalen Schubumkehr reicht bis in die Gegenwart - es geht um die politische Kultur der Demokratie.

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