Dorian Concept

SHAUN BLOODWORTH

Zeit-Ton

Klangforum Wien spielt Dorian Concept

musikprotokoll 2020. Klangforum Wien spielt eine Komposition von Dorian Concept

Bei der österreichischen Erstaufführung des Stücks "Hyperopia" beim traditionsreichen ORF musikprotokoll in Graz durch das Klangforum Wien hat sich für Oliver Johnson alias Dorian Concept ein Kreis geschlossen. Ein Studium in Graz an der Jazz-Akademie ist dem jungen Autodidakten verwehrt geblieben, weil er keine Noten lesen konnte. Nun ist es am 10. Oktober 2020 zu einer Zusammenarbeit mit einem der führenden Ensembles aus dem akademischen Musikbereich gekommen.

Die Aufführung von "Hyperopia" durch das Klangforum Wien unter dem Briten Finnegan Downie Dear wurde zu einem großen Erfolg, beklatscht auch von Musikern des Wiener Labels Affine Records, die sich diesen Auftritt ihres Label-Kollegen nicht entgehen lassen wollten. Was sie zu hören bekommen haben, war in gewisser Weise überraschend: Sieht man sich die eine oder andere mitreißend virtuose YouTube-Performance des Keyboarders Dorian Concept an, hätte man erwarten können, dass seine erste Ensemblekomposition so etwas wie ein funky Konzert für Keyboard und Orchester wird. "Wenn man sich die Sachen schon ausmalen kann, dann ist die Magie weg", winkt der als Oliver Johnson 1984 in Wien geborene Künstler ab. Deshalb hat sich der Performer Dorian Concept in seinem Orchester-Erstling bewusst zurückgenommen. Kein Keyboard-Konzert also: "Da dies das Naheliegendste gewesen wäre, war es für mich das Naheliegendste, es anders zu machen, als man erwartet."

Der Schritt war wohlüberlegt: "Da es bei mir schon immer den Unterschied gab zwischen Dorian Concept dem Performer auf der einen Seite und Dorian Concept, der allein im Studio sitzt und akribisch zwei Monate lang an einer Nummer feilt, war es für mich wichtiger, ein Stück zu machen, wo ich mich mehr von der schaffenden Seite her zeigen kann. Auch weil es der erste Kompositionsauftrag an mich war."

Die Wurzeln von Dorian Concept liegen im Hip-Hop und im Jazz. Er ist dafür bekannt, dass er Presets und vorgegebene Klänge seiner Synths ganz natürlich wirken lassen kann. Bei diesem Projekt war es umgekehrt. "Wie kann man den Klang eines Synthesizers auf den einer Violine übersetzen?" Solche Fragen standen im Vordergrund. Es war der Schritt vom Produzenten zum Komponisten: "So ist es das geworden, was es wurde."

Geworden ist es ein echter Dorian Concept, geblasen, geschlagen und gestrichen von einem der weltweit führenden Ensembles für zeitgenössische Musik, dem Klangforum Wien. Die volle stilistische Palette ist dabei abgedeckt: Die rhythmischen Schichtungen seiner bei Ninja Tune herausgekommenen Platte "Joined Ends" (2014) treffen auf die verspielten Klangexperimente von "The Jitters" (2020). Dorian Concept war mit einem elektronischen Setup einer der Mitspieler, nicht der Solist.

Das für diesen "Zeit-Ton"-Termin vorgesehene Konzert mit 5K HD und dem Klangforum Wien vom 12. Jänner 2021 konnte auf Grund der Maßnahmen der Bundesregierung nicht stattfinden.

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ORF musikprotokoll

Sendereihe

Gestaltung

  • Rainer Elstner